Peter Paul Rubens inszenierte seine „Venus vor dem Spiegel“ als Sinnbild der Schönheit schlechthin. Über einen Spiegel, der ihr Antlitz wie ein Porträt rahmt, nimmt sie den Betrachter wahr. Viel Raum ist der sinnlichen Wiedergabe ihrer Haut und ihres seidig schimmernden Haares gegeben, das im Kontrast zur Dienerin noch an Lebendigkeit gewinnt. Die wenigen kostbaren Accessoires, sonst schmückendes Beiwerk zu aufwändiger Kleidung, betonen die Nacktheit der Figur. Die sinnlichen Qualitäten des Gemäldes sind auf die subtile Malweise Rubens’ zurückzuführen. Er wechselt von skizzenhaften Pinselstrichen, die wie ein transparenter Schleier über den Untergrund gezogen sind, zu kompakten, detailreich gemalten Partien. Ein besonderer Reiz des Bildes liegt im Gegensatz zwischen der wie zufällig inszenierten Begegnung der Göttin mit dem Betrachter einerseits und der für einen Zuschauer konzipierten Präsentation ihrer Schönheit andererseits. Durch den Spiegel, den Amor der Göttin vorhält, eröffnet sich eine zusätzliche Bedeutungsebene: Das Spiegelbild der Venus, das die Schönheit ihres Antlitzes dem Betrachter darbietet, wird zum Sinnbild der Malerei, die als möglichst reales Abbild mit der Natur wetteifert. Kompositionen von Tizian und Veronese, die Venus und Amor mit einem Spiegel kombinieren, dienten Rubens als Vorbild und beinhalteten wohl selbst schon diese Deutungsmöglichkeit. Rubens griff wiederholt auf die Figur der Venus zurück, so etwa in einem weiteren Werk der Fürstlichen Sammlungen. In „Die Auffindung des Erichthoniusknaben“ findet sich das Motiv in der am Brunnen knienden Pandrosos wieder.
- Material/Technik
- Öl auf Holz
- Masse
- 123 × 98 cm
- Erwerb
- vermutlich erworben vor 1712 durch Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein
- Derzeit ausgestellt
- Gartenpalais, Permanente Präsentation
- Künstler/Beteiligte
- Peter Paul Rubens
- Inventarnummer
- GE 120
- Signatur/Bezeichnung
- Siegel: unten rechts F.-L. Vormundschaftssiegel von 1733 in Schwarz, rückseitig F.-L. Vormundschaftssiegel von 1733 in Rot
- Provenienz
- durch das Siegel von 1733 erstmals als Fideikommiss belegt, vermutlich erworben vor 1712 durch Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein
- Entstehungsort
- Antwerpen
- Ikonografie
- Venus vor dem Spiegel
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