Porträt eines Mannes

Das jüngst erworbene „Porträt eines Mannes“ von El Greco wird nun nach seiner Restaurierung im Restaurierungsatelier der Fürstlichen Sammlungen im Rahmen der permanenten Präsentation des Gartenpalais erstmals dem Publikum präsentiert.
Obwohl das Familienwappen rechts unten erhalten ist und eine Aufschrift links neben der Schulter das Gemälde auf den 13. Juni 1570 datiert, konnte der Dargestellte bisher nicht identifiziert werden. Im November des Jahres 1570 ist der Aufenthalt des Künstlers in Rom im Palazzo Farnese belegt. In einem Brief bittet der Miniaturmaler Giulio Clovio seinen Mäzen Kardinal Alessandro Farnese um Unterkunft für den aus Candia (heute Iraklion) stammenden Maler, der, so Clovio, mit einem Selbstporträt bereits auf Anerkennung unter den römischen Malern gestossen sei. Zwei Jahre lang war El Greco daraufhin im Palazzo Farnese wohnhaft, bevor er unvermittelt nach Spanien aufbrach. Ob, wie heute diskutiert wird, der Empfehlungsbrief Clovios eine plumpe Fälschung Grecos gewesen und das der Grund für seine abrupte Abreise gewesen ist, soll hier nur kurz erwähnt werden.
Das Gemälde der Fürstlichen Sammlungen könnte demnach bereits in Rom entstanden sein, die exakte Ankunftszeitpunkt des Malers in der Ewigen Stadt ist nicht dokumentiert. Aber auch seine Entstehung noch in Venedig ist denkbar.
Stilistisch nimmt das Porträt eindeutig Bezug auf venezianische Vorbilder, insbesondere Tizian, Jacopo Bassano und Tintoretto. In der zurückgenommenen Farbigkeit, dem monochromen Hintergrund und dem offenen, teils trockenen Pinselstrich treten die Einflüsse dieser bedeutenden Porträtisten deutlich zutage. Das Buch mit den gut erkennbaren weissen und roten Bändern wiederholte El Greco im „Porträt eines Mannes“, das sich heute in der dänischen Nationalgalerie in Kopenhagen befindet und traditionell in die Jahre nach 1570 datiert wird.
Seit 1924 ist das „Porträt eines Mannes“ in der Sammlung Priester in Wien dokumentiert, bevor es dort 1944 von der Gestapo beschlagnahmt wurde. Nach mehreren Stationen im internationalen Kunsthandel wurde es 2015 an die Erben von Julius und Camilla Priester restituiert, im Dezember 2021 in London auktioniert und dort für die Fürstlichen Sammlungen erworben.