
Francesco de‘ Rossi, allgemein als Salviati bekannt, war keineswegs der einzige Renaissancekünstler, dessen Nachname eine Abhängigkeit von oder eine Zugehörigkeit zu einem Mäzen oder Meister erkennen ließ. In seinem Fall war sein Wohltäter Cardinal Giovanni Salviati, der ihn 1531 nach Rom brachte, um den jungen Mann als seinen „Hofmaler“ anzustellen. Mit Ausnahme eines zweijährigen Aufenthalts in Venedig von 1539 bis 1541, verbrachte Salviati den Rest seiner Karriere zwischen Rom und seiner Heimatstadt Florenz, wo er sich vor allem mit wohldurchdachten und höchst fantasievollen Freskenzyklen für Kirchen und Privatpaläste einen Namen machte. Er führte auffallend wenige religiöse Staffeleigemälde aus, seien es Altar- oder kleinformatige Andachtsbilder, doch gehörte er zu den originellsten und einfallsreichsten Porträtmalern der mittleren Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts neben Künstlern wie Pontormo, Bronzino und seinem guten persönlichen Freund Giorgio Vasari, dem Verfasser der Künstlerbiografien „Le vite de‘ più eccellenti pittori, scultori e architettori“ (1550 und 1568).
Bei der vorliegenden Arbeit, die den elegant und modisch gekleideten jungen Porträtierten vor einem einheitlich neutralen Hintergrund zeigt, handelt es sich um eine charakteristische Kombination von psychologischer Intensität und schlichter Anmut. Das Gemälde gibt durch die Einbeziehung einer jungen Hirschkuh, die vom Dargestellten liebkost wird, ein großes Rätsel auf. Höchstwahrscheinlich trägt sie eine heraldische Bedeutung und dient zur Identifikation der Familie, welcher der junge Mann mit dem zarten Bart angehörte. Ihr Name ist bis heute unbekannt. Dennoch bleibt die Möglichkeit bestehen, dass das Tier aus anderen symbolischen Gründen in die Darstellung integriert wurde, die ebenfalls unerklärt bleiben.
- Material/Technik
- Öl auf Holz
- Masse
- 89 × 69 cm
- Erwerb
- erworben 1894 durch Fürst Johann II. von Liechtenstein
- Derzeit ausgestellt
- Gartenpalais, Permanente Präsentation
- Künstler/Beteiligte
- Francesco de' Rossi, genannt Salviati
- Inventarnummer
- GE 848
- Provenienz
- wahrscheinlich Sammlung Guadagni in Florenz; vor 1894 in der Sammlung Torrigiani in Florenz; 1894 erworben durch Fürst Johann II. von Liechtenstein vom Händler Stefano Bardini in Florenz
- Ikonografie
- Männerporträt, nicht identifiziert
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