
Lucas van Valckenborch war einer der bedeutendsten und gefragtesten flämischen Landschaftsspezialisten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 1560 trat er der Malergilde in Maline (Mechelen) bei, die Welle des Bildersturms, die im Sommer 1566 über die nördlichen und westlichen Niederlande einbrach, zwang ihn jedoch zur Flucht nach Liège, das Sitz eines unabhängigen Fürstbistums war. Danach führte ihn seine rastlose Karriere nach Aachen, Antwerpen, Linz und schließlich Frankfurt, wo er sich von 1593 bis zu seinem Tod vier Jahre später aufhalten sollte. Das vorliegende Gemälde, das signiert und mit 1595 datiert ist, entstand demnach in seiner letzten Arbeitsperiode und folgt einer zu diesem Zeitpunkt bereits etablierten Formel und ist dennoch ein besonders schönes Beispiel seiner Kunst. Die Komposition wird im Wesentlichen durch eine breite Diagonale in zwei Hälften geteilt: auf der linken Seite ist ein dunkler und schattiger Vordergrund zu sehen, der von unsäglich spitzen, emporragenden Gipfeln bekrönt ist. Er gibt einen schwindelerregend fernen Ausblick auf eine prachtvolle Stadt entlang eines breiten Flusses im Tal darunter frei, dessen Windungen den Blick zu den Grün- und Blautönen des Horizonts in der Ferne leiten. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei einigen von Valckenborchs Bildern – trotz all ihrer fantastischen Elemente – dennoch um topografische Ansichten handelt, die nachweislich existierende Orte porträtieren, wurden unweigerlich auch Versuche unternommen, die gezeigte Szenerie zu identifizieren. Angesichts des Entstehungsdatums kommt Frankfurt als Inspirationsquelle schlussfolgernd in Frage, doch passt dies nicht, weshalb es in diesem Fall angebracht scheint, diese Arbeit als Produkt der Fantasie zu akzeptieren.
- Material/Technik
- Öl auf Holz
- Masse
- 26,8 × 37,5 cm
- Erwerb
- alter Familienbesitz
- Künstler/Beteiligte
- Lucas van Valckenborch
- Inventarnummer
- GE 563
- Signatur/Bezeichnung
- sign. und dat. auf einem Stein rechts von der Mitte: 1595 L VV
- Provenienz
- erstmals erwähnt 1780 im Galeriekatalog "Description des Tableaux, et des Piéces de Sculpture, ..." von Johann Dallinger von Dalling d. Ä.
- Entstehungsort
- Holland
- Ikonografie
- Gebirgslandschaft
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Johann Dallinger von Dalling, Description des Tableaux, et des Piéces de Sculpture, que renferme la Gallerie de son Altesse François Joseph Chef et Prince Regnant de la Maison de Liechtenstein, Vienne 1780, S. 133, Kat. 478
Johann Dallinger von Dalling d. Ä., Catalogus, Manuskript verfasst 1805–1807, S. Manuskript, als "vom Lugini", Kat. 660
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Jacob von Falke, Katalog der fürstlich Liechtensteinischen Bilder-Galerie im Gartenpalais der Rossau zu Wien, Wien 1885, S. 76, Kat. 563
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