Giovanni Paolo Pannini, der aus Piacenza in Norditalien stammte, war einer der größten Vedutenmaler des 18. Jahrhunderts. 1711 übersiedelte er nach Rom und gegen 1716/17 galt er bereits als Spezialist für Ausblicke. Im Gegensatz zu Canaletto und Bellotto, die ebenfalls Veduten der ewigen Stadt, aber auch zahlreicher anderer Städte schufen, beschränkte Pannini sich auf Rom. Er war besonders von den antiken Ruinen angetan, die er oftmals in Form von capricci umgestaltete, malte jedoch auch die moderne Stadt.
Die vorliegende Arbeit ist ein gutes Beispiel für eines seiner Spezialgebiete, nämlich die Darstellung antiker und moderner Interieurs, vor allem Kirchen (ein denkwürdiger Vorläufer ist seine oft wiederholte „Innenansicht der St. Peterskirche in Rom“, von der sich eine 1731 datierte Version im Saint Louis Art Museum befindet). Sie zeigt den wohl bemerkenswertesten aller antiken Überreste in Rom, das Pantheon, dessen beispielloser Erhaltungszustand sich darauf zurückführen lässt, dass der Bau schon früh in eine christliche Kirche umgewandelt wurde. Pannini, dessen Signatur und das Datum 1735 wirken, als wären sie in den Sockel der hoch aufragenden Säule ganz links eingraviert worden, gibt sowohl die außergewöhnliche Weite des Innenraumes als auch dessen atemberaubende Leichtigkeit absolut mühelos wieder. Der Blick selbst findet vom Altar aus statt, zurück zum großen Eingangsportal und auf die dahinter liegende Piazza. Am oberen Ende der Komposition findet sich das bekrönende Rundfenster des Gebäudes, das den Elementen ausgesetzt ist und einen großen Lichtkreis auf die Wand bei der Türe wirft. Die Großartigkeit der Architektur lässt die Massen an Menschen winzig erscheinen. Viele von ihnen sind kniende Menschen im Gebet, darunter auch ein Schweizer Gardist mit seiner Hellebarde. Zudem findet sich eine wunderbare Vignette eines humpelnden Bettlers mit ausgestrecktem Hut, dem die Großzügigkeit eines herrschaftlichen Granden zuteilwird.
- Material/Technik
- Öl auf Leinwand
- Masse
- 127 × 99 cm
- Erwerb
- erworben 2001 durch Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein
- Künstler/Beteiligte
- Giovanni Paolo Pannini
- Inventarnummer
- GE 166
- Signatur/Bezeichnung
- sign. und dat. auf dem Sockel der linken Säule: JO.PAULUS PANINI MDCCXXXV
- Provenienz
- vor 1791 George Gordon, Lord Haddo (gest. 1791); vor 1969 Major David Gordon, Earl of Haddo, Haddo House, Aberdeenshire; 29.3.1969 Sotheby’s, London, Lot 84; erworben 2001 durch Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein von der Galerie Sanct Lucas, Wien
- Entstehungsort
- Rom
- Dargestellte/r Region/Ort
- Pantheon
- Ikonografie
- Interieur
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