In der Zeit um 1600 entwickelte sich das Blumenstillleben zum autonomen Bildthema. Die in der Renaissance wiederaufblühenden Wissenschaften, darunter auch die Botanik, und die daraus resultierenden Naturstudien waren für die Entwicklung der Gattung sicher förderlich. Im Zuge der Entdeckung neuer Kontinente wurden auch exotische Pflanzen und Blumen eingebürgert. In der akribischen Detailtreue, mit der Roelant Savery sein Blumenbouquet schilderte, erkennt man noch die Herkunft von der naturkundlichen Studie. Diese Qualität entsprach den Vorlieben seines Auftraggebers Kaiser Rudolf II., an dessen Hof Savery zum Zeitpunkt der Entstehung des Gemäldes 1612 arbeitete und zu dessen Gärten er sicherlich Zutritt hatte. Savery setzte die Ölfarbe mit der Feinheit und Präzision der Zeichnung ein und ist damit dem künstlerischen Bestreben des berühmten, ebenfalls in Prag tätigen Miniaturisten Georg Joris Hoefnagel (1542–1600) verwandt. Sein buntes Arrangement ist symmetrisch und sehr geordnet aufgebaut, worüber die Vielfalt der Zierblumen ein wenig hinwegtäuscht. Im Vordergrund reiht er eine Biene, einen Salamander, einen Grashüpfer und eine Maus nebeneinander auf, präsentiert sie dem Betrachter gleichsam zum wissenschaftlichen Studium. Abgesehen von der Freude an der Schönheit der Bilder bereitete dem zeitgenössischen Betrachter auch beim Blumenstillleben eine zusätzliche inhaltliche Ebene besonderes Vergnügen: In diesem Gemälde können die Maus und die abgefallene Blume auch als Symbol für die Erde verstanden werden, die Biene für die Luft, der Salamander für das Feuer. Das Wasser in der Vase komplettiert das Arrangement schliesslich zu einer Allegorie der vier Elemente. Die zu verschiedenen Zeiten des Jahres blühenden Blumen können wiederum die vier Jahreszeiten symbolisieren. Die geschnittenen Blumen, die ihre Schönheit nur für wenige Tage bewahren können, stehen auch für die Vergänglichkeit des irdischen Lebens.
- Material/Technik
- Öl auf Eichenholz
- Masse
- 49 × 35 cm
- Erwerb
- erworben 1787 durch Fürst Alois I. von Liechtenstein
- Künstler/Beteiligte
- Roelant Savery
- Inventarnummer
- GE 789
- Signatur/Bezeichnung
-
sign. unten links: .R.SAVERY .1612.
Siegel: rückseitig zwei unidentifizierte Siegel in Schwarz
- Provenienz
- möglicherweise direkter Auftrag von Kaiser Rudolf II. an den Künstler; möglicherweise auf dem Erbweg an Kaiser Matthias; um 1700 Sammlung Felix Sekerka von Sedic Graf Wrschowetz, Prag, 1723 aus dem Nachlass von Graf Wrschowetz verkauft, 1787 erworben durch Prinz Alois l. von Liechtenstein mit der Sammlung seines Bibliothekars Abbé Valentin Lucchini in Wien
- Entstehungsort
- Holland
- Ikonografie
- Blumenstillleben
Rijksmuseum (Hg.), Dawn of the Golden Age – Northern Netherlandish Art, 1580–1620 (Beaux Arts Special Issue), Paris 1993, Cover (Detail), Abb. S. 29
Ausst.-Kat. Dialog mit Alten Meistern. Prager Kabinettmalerei 1690-1750, Hana Seifertová, Anja K. Sevcík, Nationalgalerie, Prag 20.3.1997–18.5.1997; Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig 5.6.1997–17.8.1997, erschienen Braunschweig 1997, S. 104, Kat. 14
Marie-Louise Hairs, Les peintres flamands de fleurs au XVIIe Siècle, Paris - Bruxelles 1955, S. 232
Ausst.-Kat. Sinn und Sinnlichkeit. Das flämische Stillleben 1550–1680, Kulturstiftung Ruhr, Villa Hügel, Essen 1.9.2002–8.12.2002, erschienen Linden 2002, S. 84-85 u. 371, Kat. 22
Marianne Frodl, Gerbert Frodl, Ein Jahrhundert Wiener Bumenmalerei, in: Ausst.-Kat.Sag's durch die Blume!
Wiener Blumenmalerei von Waldmüller bis Klimt, Stella Rollig & Rolf H. Johannsen (Hg.), Unteres Belvedere, Wien 22.6.2018–30.9.2018, erschienen München–London–New York 2018, S. 9–20, S. 13, S. 14, Abb. 5
Johann Dallinger von Dalling d. Ä., Catalogus, Manuskript verfasst 1805–1807, S. Manuskript, als vom Lugini No. 65, Kat. 626
Jacob von Falke, Katalog der fürstlich Liechtensteinischen Bilder-Galerie im Gartenpalais der Rossau zu Wien, Wien 1873 , S. 136, Kat. 1181
Jacob von Falke, Katalog der fürstlich Liechtensteinischen Bilder-Galerie im Gartenpalais der Rossau zu Wien, Wien 1885, S. 105, Kat. 789
Theodor von Frimmel, Kleine Galeriestudien, Bd. I, Bamberg 1892, S. 50, Anm. 1
Wilhelm Bode, Die Kleinmeister der holländischen Schule in der Galerie des Fürsten von Liechtenstein, in: Die graphischen Künste 17 1894, S. 107
Wilhelm Bode, Die Fürstlich Liechtenstein'sche Galerie in Wien, Wien 1896, S. 107
K. Erasmus, Roelant Savery sein Leben und seine Zeit, Diss., Halle 1908, Kat. 164
Adolf Kronfeld, Führer durch die Fürstlich Liechtensteinsche Gemäldegalerie in Wien, 3. Aufl., Wien 1931, S. 158, Kat. 789
Ausst.-Kat. Flämische Malerei im 17. Jahrhundert. Ausstellung aus den Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein, Gustav Wilhelm, erschienen Vaduz 1955, S. 21, Kat. 789
Marie-Louise Hairs, Les peintres flamands des fleurs au XVIIe siècle, 2. Aufl., Paris 1965, S. 402
J. A. Spicer-Durham, The Drawings of Roelandt Savery, Phil. Diss. Yale University, New Haven, Conn. 1979, S. 365 u. 385
Reinhold Baumstark, Meisterwerke der Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein. Gemälde, Zürich–München 1980, S. 138, Kat.-Nr. 41, Tafel 41
S. Segal, The Flower Pieces of Roelandt Savery, in: Leids Kunsthistorisch Jaarboek I 1982, S. 311 u. 319
Marie-Louise Hairs, Les peintres flamands des fleurs au XVIIe siècle, 3. Aufl., 2 Bände, Bd. 2 Bände, Paris 1985, S. 215, Bd. II, S. 41
S. Segal, Roelandt Savery als Blumenmaler. Roelant Savery in seiner Zeit, Wallraf-Richartz-Museum, Köln 1985, S. 57
Thomas DaCosta Kaufmann, L'école de Prague. La peinture à la Cour de Rodolphe II, Paris 1985, Kat. 19-61
Walter Liedtke, Ausst.-Kat. Liechtenstein. The Princely Collections, New York 1985, S. 289-292, Kat. 184
Walter Liedtke, Flemish Paintings in the Collection of the Princes of Liechtenstein, in: Tableau 8 1985, S. 78, Abb. 9
J. Spicer, Prag um 1600. Kunst und Kultur am Hofe Kaiser Rudolfs II., Bd. 1, Bd. Bd. 1, Freren 1988, S. 263 u. 273, Ka.-Nr. 150, Abb. Farbtaf. 41, S. 289
G.J.M. Weber, Stilleben alter Meister in der Kasseler Gemäldegalerie. Staatliche Kunstsammlungen Kassel, Melsungen 1989, S. 44 u. 48, Anm. 86, Abb. 49a
B. von Meyenburg, At Sige det med blomster. Blomsten som kunstnerisk motiv fra senmiddelalderen til baroktiden, Kopenhagen 1990, S. 41, Abb. 34
G.J.M. Weber, Neue Erkenntnisse zu drei Gemälden in Schloss Rheydt. Johann Michael Bretschneider, "Gemäldekabinett". Malerei nach graphischen Vorlagen, Rheydt 1992, S. 106f.
P. van der Ploeg, Ausst.-Kat. Bouquets from the Golden Age. The Mauritshuis in Bloom, Den Haag 1992, S. 96, Kat. 23
Ausst.-Kat. Dawn of the Golden Age. Northern Netherlandish Art 1580–1620, Rijksmuseum, Amsterdam 11.12.1993–6.4.1994, erschienen Amsterdam–Zwolle 1993, S. 515, Kat.-Nr. 194, Abb. S. 220
N. Schneider, Blumenstilleben der frühen Neuzeit, in: Ausst.-Kat. Blumenstücke. Kunststücke vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart, Bielefeld 1995, S. 18, Abb. S. 109
Ausst.-Kat. S Ozvenou Starych Mistru. Prazska Kabinetni Malba 1690-1750, H. Seifertova, erschienen Praha 1997, S. 93-94, Kat. 14
M. Heilmeyer, Die Sprache der Blumen. Von Akelei bis Zitrus, München 2000, S. 62-63
Johann Kräftner, Andrea Stockhammer, Liechtenstein Museum Wien. Le Collezioni, München 2004, S. 422, Abb. S. 383-385, Kat. X.30
Johann Kräftner, Andrea Stockhammer, Liechtenstein Museum Vienna. The Collections, Johann Kräftner (Hg.), München–Berlin–London–New York 2004, S. 422, Abb. S. 383-385, Kat. X.30
Johann Kräftner, Andrea Stockhammer, Liechtenstein Museum Wien. Die Sammlungen, Johann Kräftner (Hg.), München–Berlin–London–New York 2004, S. 422, Abb. S. 383-385, Kat. X.30
Ausst.-Kat. Barocker Luxus Porzellan. Die Manufaktur Du Paquier in Wien und Carlo Ginori in Florenz, Johann Kräftner (Hg.), Liechtenstein Museum, Wien 10.11.2005–29.1.2006, erschienen München–Berlin–London–New York 2005, S. 259-261, Abb. S. 260, Kat. 78
Herbert Haupt, Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein 1611–1684. Erbe und Bewahrer in schwerer Zeit, Johann Kräftner (Hg.), München–Berlin–London–New York 2007, S. 174-176, Abb. 177
Ausst.-Kat. Einzug der Künste in Böhmen. Malerei und Skulptur am Hof Kaiser Rudolfs II. in Prag, Johann Kräftner (Hg.), Liechtenstein Museum, Wien 20.11.2009–12.1.2010, erschienen Wien 2009, S. 132, Abb. S. 133, Kat. 36
Johann Kräftner, Die Schätze der Liechtenstein. Paläste, Gemälde, Skulpturen, Wien 2013, Abb. S. 279
Johann Kräftner, The Treasures of the Liechtensteins. Palaces, Paintings, Sculptures, Vienna 2013
Ausst.-Kat. Rubens, Van Dyck and the Flemish School of Painting. Masterpieces from the Collections of the Prince of Liechtenstein (Book Series for the National Museum of China International Exchange), Lu Zhangshen (Hg.), National Museum of China, Beijing 5.11.2013–15.2.2014, erschienen Beijing 2013, S. 34, 222, 227, Abb. 226, Kat. 98
Ausst.-Kat. Rubens, Van Dyck and the Flemish School of Painting. Masterpieces from the Collections of the Prince of Liechtenstein, Shi Dawei (Hg.), China Art Museum, Shanghai 12.3.2014–2.6.2014, erschienen Shanghai 2014, S. 317, S. 324–325, Kat.-Nr. 98
Ausst.-Kat. Rubens, Van Dyck, Jordaens... Meisterwerke der Flämischen Malerei aus den Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Staatliches Museum für Bildende Künste A. S. Puschkin, Moskau 19.6.2014–19.10.2014, erschienen Wien–Moskau 2014, S. 284-219, Abb. 285, 286, 287, Kat. 49
Ausst.-Kat. Rubens and Other Masters. Paintings, Sculptures and Objects of the Prince of Liechtenstein, National Museum of Korea, Seoul 12.12.2015–10.4.2016, erschienen Seoul 2015, S. 249–250, Kat.-Nr. 103
Ausst.-Kat. Liechtenstein. Die Fürstlichen Sammlungen, Regula Berger, Matthias Frehner und Rainer Lawicki (Hg.), Kunstmuseum, Bern 12.11.2016–19.3.2017, erschienen München 2016, S. 296, 300–301, Kat.-Nr. 169
Ausst.-Kat. Von Rubens bis Makart. Die Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein, Klaus Albrecht Schröder (Hg.), Albertina, Wien 16.2.2019–10.6.2019, erschienen Köln 2019, S. 102–105, Kat.-Nr. 18
Ausst.-Kat. From Rubens to Makart. LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Klaus Albrecht Schröder (Hg.), Albertina, Wien 16.2.2019–10.6.2019, erschienen Köln 2019, S. 102–105, Kat.-Nr. 18
Ausst.-Kat. Rubens, Van Dyck and the Splendour of Flemish Painting, Júlia Tátrai, Ágota Varga (Hg.), Szépmúvészeti Múzeum, Budapest 30.10.2019–16.2.2020, erschienen Budapest 2019, Abb. 2. transparente Seite (Detail), S. 302–303, Kat.-Nr. 83