Apollo und Coronis
Cornelis van Poelenburgh (1586–1667)

Poelenburgh war zusammen mit Bartholomeus Breenbergh (1598–1657) einer der raffiniertesten niederländischen Maler der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der sich auf religiöse und mythologische Motive in ausgedehnten italienisch anmutenden Landschaften spezialisierte. Poelenburgh arbeitete üblicherweise im kleinen Format, oftmals – wie hier – auf Kupfer, mit dem Ergebnis, dass die vorliegende Arbeit ein besonders bedeutendes und hervorragend erhaltenes Beispiel im Kontext seines Kunstschaffens ist. 1786, drei Jahre vor dem Sturm auf die Bastille, wurde es spiegelverkehrt gestochen, als es sich in der legendären Sammlung des Herzogs von Orléans befand, der ein ebenso brutales Ende fand wie sein Bruder, der unglückselige Ludwig XVI.
Damals wurde das Motiv als die Geschichte von Cephalus und Procris aus Ovids „Metamorphosen“ identifiziert. Die Tatsache, dass die Waffe hier kein Speer, sondern ein Pfeil ist, lässt jedoch auf anderen, eng damit in Zusammenhang stehenden Mythos aus den „Metamorphosen“ schließen, nämlich auf die Erzählung von Apollo und Coronis. Genau wie der Jäger Cephalus versehentlich seine spionierende Frau tötet und es augenblicklich bereut, wandelt sich auch die impulsive Wut des Sonnengottes aufgrund der Untreue seiner Geliebten durch ihren durch ihn herbeigeführten Tod in Trauer. Darauf reagierend, bestrafte er den Raben, der ihm von ihrem Vergehen berichtete, indem er seine bislang weißen Federn schwarz färbte. Poelenburgh reduziert das Blutvergießen bewusst auf ein Minimum (Ovid berichtet: „Die Getroffene […] lässt die purpurne Flut überströmen die blendenden Glieder“), und lässt das Auge des Betrachters stattdessen in der Vollkommenheit der nackten Körper der Liebenden schwelgen.
- Material/Technik
- Öl auf Kupfer
- Masse
- 28,9 × 38,7 cm
- Erwerb
- erworben 1998 durch Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein
- Künstler/Beteiligte
- Cornelis van Poelenburgh
- Inventarnummer
- GE 299
- Signatur/Bezeichnung
- unten links bez.: C P
- Provenienz
- vor 1723 Philippe II, Duc D’Orleans; 9.6.1729 Auktion „feu S.A.R. Monseigneur le Duc d'Orléans“ Paris, Lot 52; 1786 Sammlung Duc D’Orléans, Paris; 1992 Christie’s, London; erworben 1998 von der Galerie Sanct Lucas, Wien
- Entstehungsort
- Holland
- Ikonografie
- Apollo und Coronis
Wolfgang Speyer, Ausst.-Kat. Die Schöne und das Ungeheuer. Geschichten ungewöhnlicher Liebespaare, Salzburg 2007, S. 230-231, Kat. 49
Ausst.-Kat. Traum vom Süden. Die Niederländer malen Italien, Renate Trnek (Hg.), Akademie der bildenden Künste, Wien 9.11.2007–9.3.2008, erschienen Ostfildern 2007, S. 132-133, Abb. 132-133, Kat. 36
Ausst.-Kat. Der Fürst als Sammler. Neuerwerbungen unter Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein, Johann Kräftner (Hg.), Liechtenstein Museum, Wien 12.2.2010–24.8.2010, erschienen Wien 2010, Abb. S. 206, S. 207