MENSCHENBILDER – GÖTTERWELTEN. The Worlds of Gods and Men
Sonderausstellung in Salzburg 2016
Die Salzburger Festspiele sind zweifelsohne eines der bedeutendsten Musikfestivals der Welt. Mit der Ausstellung „MENSCHENBILDER – GÖTTERWELTEN. The Worlds of Gods and Men“ im DomQuartier Salzburg begegnen einander Musik und bildende Kunst zur Zeit der Festspiele 2016 auf Augenhöhe.
Mit den 10 Sälen der Residenzgalerie Salzburg und dem Nordoratorium stehen zwei exzellente Ausstellungsbereiche zur Verfügung, die sich dem schönsten Thema der Bildenden Kunst, der Darstellung des Menschen- und Gottesbildes in über 300 Jahren klassischer europäischer Malerei und Skulptur widmen. Dieses wird mit 67 höchstkarätigen Gemälden und 21 ebensolchen Skulpturen und Plastiken visualisiert.
In der Genesis ist fast programmatisch für die gesamte Geschichte der Bildenden Kunst festgehalten: „Und Gott schuf den Menschen in seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf er ihn; als Mann und Weib schuf er sie.“ (I. 27) Dagegen steht dann das andere Gebot der Bibel: „Du sollst Dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde“ (Ex 20, 4–5, EÜ), das jedoch in der christlich-abendländischen Kultur nur in den kurzen Phasen des Bildersturms befolgt und auch umgesetzt worden ist.
MENSCH UND GOTT IN DER CHRISTLICHEN DARSTELLUNGSWELT
Ganz vom christlichen Glauben und seiner Auslegung getragen und zu dessen Verbreitung wie auch zur Andacht entstanden jene Gemälde, mit denen die Ausstellung in der Residenzgalerie des DomQuartier Salzburg beginnt: Vom majestätischen Bild des auferstandenen Christus auf seinem Sarkophag sitzend von Marco Palmezzano (1458/63–1539) bis zu den immer mehr das Beziehungsspiel der beteiligten Personen wiederspiegelnden Szenen mit Maria und dem Jesuskind, die schlussendlich auch den Betrachter mit in das Geschehen hineinnehmen (Francesco di Cristofano, gen. Franciabigio, 1484–1525, „Maria mit dem Kind und dem Johannesknaben“).
Mit der Hochrenaissance tritt das Ideal des nach den Vorbildern der Antike geformten kraftvollen Bildes des Menschen auch in den Darstellungen der christlichen Themen in den Vordergrund, die sich die große Skulptur der Antike und deren Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper und dessen idealen Massen zum Vorbild nehmen. Cornelisz. Cornelis van Haarlems (1562–1638) „Heiliger Sebastian“ mit dem kraftvoll vor uns stehenden Heiligen zeigt uns das Körperideal des Manierismus am Übergang zum Barock, wie es auch in der Skulptur des Adrian de Fries (1556–1626), denselben Heiligen darstellend (präsentiert im Nordoratorium), seinen Niederschlag gefunden hat.
Oder schauen wir auf das erste Bild, das der junge Van Dyck (1599–1641) mit wahrscheinlich erst 17 Jahren gemalt hat, das uns den „Heiligen Hieronymus“ in ähnlich kraftvoller Pose zeigt, hier schon ganz der Dynamik des Hochbarock verpflichtet.
Diese Dynamik lebt erst recht im Werk des Peter Paul Rubens (1577–1640) weiter, in der Ausstellung als Erstes evident in seiner „Beweinung Christi“ (um 1612), in der der Leichnam des geschundenen Christus die volle Diagonale des Bildes beherrscht, um den sich die Gemeinde der in expressiver, tiefster Trauer verweilenden Angehörigen versammelt
DER ANTIKE MYTHOS
Im großen Gesellschaftszimmer der Residenzgalerie Salzburg bringt die Ausstellung eine Explosion des Themas barocker Dynamik und Bewegung in den großformatigen weiteren Gemälden von Rubens, wie sie noch nie in dieser Dichte in einem österreichischen Museum oder in einer Ausstellung zusammen in einem Raum gesehen werden konnten. „Boreas und Oreithya“ (um 1615) aus der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien, „Mars und Rhea Silvia“ (um 1616/1617) der Fürstlichen Sammlungen sowie deren „Auffindung des Erichthoniusknaben“ (um 1616) und der „Ganymed“ (1612) der Fürstlich Schwarzenberg’schen Kunststiftung in Vaduz zünden ein einzigartiges Feuerwerk, das vor Augen führt, wie die Kultur der Antike und die des Barock zu einer dynamischen Synthese verschmelzen.
Eine Generation später entstanden Sebastiano Riccis (1659–1734) Szenen, in denen die Themen des „Kampfes der Römer gegen die Sabiner“ und des Frauenraubs („Raub der Sabinerinnen“, beide um 1700), von Giambologna (1529–1608) fast ikonenhaft in rundansichtige Skulptur umgesetzt und in Bronzereduktionen im Nordoratorium zu sehen, in zwei monumentalen Gemälden Eingang gefunden haben.
Die Themen der antiken Mythologie werden in den nächsten Sälen nahtlos bis ins 19. Jahrhundert fortgeführt, mit Werken von Angelika Kauffmann (1741–1807), mit Heinrich Fügers (1751–1818) „Erschaffung des Menschen durch Prometheus“ (1817) und dem spätesten Werk der Ausstellung, „Der Tod der Kleopatra“ (1875) des Salzburgers Hans Makart (1840–1884).
MENSCHENBILDER
Nicht weniger interessant als der Abschnitt mit den Themen der antiken und christlichen Mythologie und Historie ist die Reihe von Gemälden, die sich mit der Menschendarstellung in der Porträtmalerei vom 16. bis zum 19. Jahrhundert auseinandersetzen.
Die Auswahl startet mit Ikonen der Fürstlichen Sammlungen, wie dem Porträtpaar (um 1515) von Bernhard Strigel (1461–1528) aus dem nordischen oder Bernardino Zaganelli da Cotignolas (1460/1470–1510) und Francesco di Cristofanos (gen. Franciabigio; 1484–1525) Porträts aus dem italienischen Kulturraum.
Mit Quentin Massys’ (1466–1533) Genreporträt „Die Steuereintreiber“ (nach 1501) wird auch in dieser Ausstellung die Schilderung erzählten Lebens in der Malerei festgehalten.
Im weiteren setzen Beispiele des flämischen und des niederländischen Porträts mit dem frühen „Porträt des Jan Vermoelen“ (1589–1656) von 1616 aus der Hand des Peter Paul Rubens, seiner Tochter „Clara Serena Rubens“ (1611–1623; um 1616), der „Maria de Tassis“ (1611–1638; um 1629/3) von Van Dyck bis zu Frans Hals’ (1580–1666) meisterhaftem Porträt eines bis heute unbekannt gebliebenen Mannes im reifen Alter (um 1650/52) die Marksteine.
Zweifelsohne sind in diesem Feld auch das kleine „Schlafende Mädchen“ von Bernardo Strozzi (1581–1644) sowie Rembrandts „Betende alte Frau“ als besondere Zimelien der Residenzgalerie Salzburg Highlights der Ausstellung.
Den Abschluss der Schau bildet ein Feuerwerk der Biedermeiermalerei, zu gleichen Teilen in den Fürstlichen Sammlungen, der Residenzgalerie Salzburg und in der Gemäldegalerie der bildenden Künste Wien von großer Bedeutung. Alle wichtigen Maler dieser für Wien und Österreich so glücklichen Periode der Malerei sind mit mehreren intimen und berührenden Porträts vertreten: Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865) mit seinem für die Epoche fast schon monumentalen und unglaublich lebendigen Gruppenbild „Kinder im Fenster“ (1853) Franz Eybl (1806–1880) mit seinem kühnen „Selbstporträt“ der Akademiegalerie (um 1840) sowie seiner „Erdbeerverkäuferin von Hallstatt“ (1844) und schlussendlich Friedrich von Amerling (1803–1887) mit dem „Jungen Mädchen“ (1834), zwei der letzten Neuerwerbungen der Fürstlichen Sammlungen und in Salzburg zum ersten Mal als solche präsentiert.
SKULPTUR UND PLASTIK DER FÜRSTLICH LIECHTENSTEINISCHEN SAMMLUNGEN IM NORDORATORIUM
Einen eigenen Kosmos bildet die Ausstellung von Skulpturen der Fürstlichen Sammlungen im Nordoratorium, das mit einzigartig schwerem Akanthusstuck des 17. Jahrhunderts ausgestattet ist. Zu diesem Ambiente bilden die ausgestellten plastischen Werke einen klaren Kontrapost. Arbeiten vom 15. bis zum 18. Jahrhundert, Werke von der kleinen Zimelie wie dem „Heiligen Sebastian“ oder „Marsyas“ (um 1500), der einzigen dokumentierten Skulptur aus der entwerfenden Hand des Andrea Mantegna (1431–1506), bis zu monumentalen Arbeiten des Massimiliano Soldani-Benzi (1656–1740), der Kunstwerke der Antike oder sogar den berühmten „Bacchus“ (1695–1703) des Michelangelo (1475–1564) für Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein kopierte und damit die Welle der Kopien nach Antiken aus den Sammlungen der Medici in Florenz und aus römischen Sammlungen wie dem Kapitol einleitete, stehen hier im Mittelpunkt. In der Kapelle des Nordoratoriums werden auch hochbarocke Skulpturen aus dem römischen Künstlerkreis zu sehen sein, eine „Büste der Maria Annunciata“ (um 1670) von Domenico Guidi (1625–1701) aus weissem Carrara-Marmor gehauen, sowie dessen „Bronzebüste des Papstes Alexander VIII. Ottoboni“ (um 1700) mit ihrer ursprünglichen und extrem raren Patinierung (in dem Fall Bemalung) und auf dem Altar ein „Christus am Kreuz“ von Alessandro Algardi (1598–1654).
PARTNER UND SPONSOREN
Möglich wird diese Ausstellung durch die Einladung der Residenzgalerie Salzburg, durch das Entgegenkommen des DomQuartier Salzburg und durch die großzügigen Leihgaben der Partner in den Private Art Collections (LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna, Residenzgalerie Salzburg, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien, Hohenbuchau Collection, Fürstlich Schwarzenberg’sche Kunststiftung, Vaduz). Gesponsert wird die Ausstellung in der Residenzgalerie Salzburg von der LGT, der internationalen Private Banking und Asset Management Gruppe des Fürstenhauses von Liechtenstein, die in Österreich mit Niederlassungen in Salzburg und Wien vertreten ist. Die Ausstellung im Nordoratorium wird vom Land Salzburg unterstützt.
Eine Ausstellung von:
LIECHTENSTEIN. THE PRINCELY COLLECTIONS mit der Residenzgalerie Salzburg des DomQuartier Salzburg und der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
Konzept und Gestaltung: Johann Kräftner