LES COLLECTIONS DU PRINCE DE LIECHTENSTEIN Cranach, Raphaël, Rubens, Van Dyck, Rembrandt, Vernet, Hubert Robert, Vigée-Lebrun
Sonderausstellung in Aix-en-Provence 2015/16
Seit dem 16. Jahrhundert erwiesen sich die Fürsten von Liechtenstein als grosse Liebhaber der Kunst. Vor kurzem wurde das Beste aus dem Bestand in Ausstellungen in Japan (Tokyo, Kochi, Kyoto), Singapur, China (Beijing, Shanghai), Moskau und Taiwan (Taipei) präsentiert. Seit November 2015 werden nun Meisterwerke der Sammlungen im Hôtel de Caumont in Aix-en-Provence in einer hochkarätigen Ausstellung gezeigt.
50 fürstliche Meisterwerke zu Gast in Frankreich
Die Fürstlichen Sammlungen stellen auch heute noch eine der bedeutendsten und zugleich lebendigsten Sammlungen in Privatbesitz dar. Hans-Adam II., Eigentümer der Sammlungen und regierender Fürst von und zu Liechtenstein, erweitert den Bestand auf Basis einer kontinuierlichen Ankaufspolitik stetig und setzt damit eine Jahrhunderte währende Tradition seiner Vorfahren beständig fort. In der Ausstellung im Caumont Centre d’Art wird der Geschmack dieser fürstlichen Familie anhand der Kunstwerke aus der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert nachvollziehbar.
RUNDGANG DURCH DIE AUSSTELLUNG
Die Schau im Caumont Centre d’Art beginnt mit den Schätzen der frühen Renaissance, die die künstlerischen Ausdrucksformen des ausklingenden Mittelalters veränderte und hier mit wesentlichen Werken präsent ist. Die wunderbare „Venus“ (1531) von Lukas Cranach dem Älteren und sein „Heiliger Christophorus“ zeigen sich in ihrer Erscheinung bereits sehr natürlich und körperlich und deuten damit zukünftige Entwicklungen der künstlerischen Ausdrucksweise an. Die Maler jener Zeit wandten ihre Aufmerksamkeit zunehmend der Darstellung des Menschen zu und stellten das Individuum mehr und mehr in den Vordergrund, wie es das „Porträt eines Mannes“ (um 1502–1504) von Raffael, oder „Die Steuereintreiber“ von Quentin Massys bezeugen. Gerade im Bereich der Porträtmalerei der Renaissance können die Fürstlichen Sammlungen mit grossartigen rezenten und zum Teil noch nie gezeigten Neuerwerbungen aufwarten: mit Werken von Jan Gossaert, Alonso Sanchez Coello, Rosso Fiorentino und Antonis Mor. Mit einem Gemälde des Manierismus von Cornelis Cornelisz. van Haarlem („Der Heilige Sebastian“, 1591) findet die Kunst des 16. Jahrhunderts in dieser Sektion ihren Abschluss.
Peter Paul Rubens war einer der führenden Künstler seines Jahrhunderts. Von ihm kann man in der Ausstellung neben anderen Werken das meisterhafte Gemälde „Mars und Rhea Silvia“ (um 1616/17), das sich seit 1710 in den Sammlungen befindet, und die dazugehörige Skizze, die 1977 erworben wurde, Seite an Seite bewundern. Darüber hinaus gibt das einzigartige „Porträt der Clara Serena Rubens (1611–1623)“ (1616) einen ganz persönlichen Einblick in die Arbeitsweise des grossen Meisters des Flämischen Barock.
Das 17. Jahrhundert zeichnete sich unter anderem darin aus, dass Gattungen, die bis dahin als wenig bedeutend erachtet wurden, eine neue Wertschätzung erhielten oder erst etabliert wurden: die selbstständige Landschaftsmalerei, Genreszenen aus dem täglichen Leben und das Stillleben. Auch aus diesen Gebieten zeigen die Fürstlichen Sammlungen ihre Schätze: ein frühes Werk von Rembrandt, „Amor mit Seifenblase“, sowie Darstellungen von Stillleben in bester Tradition der Flämischen Malerei, die neben dem Besten der Porträtmalerei jener Zeit von Frans Hals und Anthonis van Dyck präsentiert werden.
Zum Ende hin widmet sich die Ausstellung dem 18. sowie dem beginnenden 19. Jahrhundert. Giovanni Paolo Pannini („Capriccio mit den bedeutendsten Baudenkmälern und Skulpturen des alten Rom“, 1735) und Hubert Robert („Capriccio mit dem Pantheon vor dem Hafen der Ripetta“, 1761) erfanden monumentale, von der Antike inspirierte Landschaften und Stadtansichten, in die sie historisch bedeutsame Bauten integrierten. Joseph Vernet hingegen bevorzugte für seine „Badenden“ eine exotischere Ansicht, basierend auf einer genauen Naturbeobachtung.
Der Abschluss der Ausstellung beschwört schliesslich die Atmosphäre des aristokratischen Milieus im Wien des 18. und 19. Jahrhunderts herauf, mit Einblicken in die Welt des Klassizismus und Biedermeier. Porträts der Französin Elisabeth Vigée-Lebrun, die durch Fürst Alois I. von Liechtenstein mit einem Gemälde seiner Gemahlin als Götterbotin Iris beauftragt wurde, sowie des späteren Kaisers Franz-Joseph I. als Grenadier mit Spielzeugsoldaten stehen für den Beginn einer politisch, wie auch künstlerisch wegweisenden und entscheidenden Epoche.
Die Ausstellung gliedert sich in zehn Themenbereiche, die dem Besucher unter anderem auch Einsicht in die Familien- und Sammlungsgeschichte einer der bedeutendsten Adelsfamilien Europas gewähren.
Das Hôtel de Caumont in Aix-en-Provence
Das im 18. Jahrhundert erbaute Hôtel de Caumont wurde am 6. Mai 2015 nach einer umfassenden Restaurierung mit einer hochkarätigen Ausstellung zu Canaletto eröffnet. Als wichtiges Kulturdenkmal Frankreichs beherbergte es bis 2013 eine musikalische Ausbildungsstätte (Conservatoire Darius Milhaud), ehe es durch die Institution „culturespaces“ übernommen wurde. Das Hôtel de Caumont wird nun unter dem Namen Caumont Centre d’Art als Ausstellungshaus betrieben.
Veranstalter: culturespaces
Konzept: Dr. Johann Kräftner, Direktor, LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna
Katalog: Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog in französischer Sprache