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16.2.2024 – 1.4.2024
Wien, Gartenpalais Liechtenstein
Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein war ein bedeutender Mäzen und Bauherr. In Wien hinterliess er mit dem Gartenpalais und dem Stadtpalais zwei stilprägende Monumente, die bis heute vom Selbstverständnis des Fürsten und der Pracht barocker Lebensweise zeugen. Die Sonderausstellung HERKULES DER KÜNSTE im Gartenpalais Liechtenstein widmete sich von 16. Februar bis 1. April 2024 der historischen Persönlichkeit des Fürsten und führte zurück in das Wien um 1700.
Ab 1684 regierender Fürst von Liechtenstein, bewies Johann Adam Andreas I. sein wirtschaftliches Talent, indem er die familiären Finanzen sanierte und die Verwaltung der liechtensteinischen Güter reorganisierte. Der grosse Erfolg seiner Reformen äusserte sich nicht zuletzt in einem umfassenden Vermögen, das die Voraussetzung für sein Mäzenatentum schuf und ihm erlaubte, eine bedeutende Kunstsammlung aufzubauen. Er erwarb kostbare Gemälde von Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck und beauftragte unter anderen Marcantonio Franceschini und den Florentiner Hofkünstler Massimiliano Soldani-Benzi mit Werken, die seine neu errichteten Paläste in Wien schmücken sollten. Sie bilden bis heute einen wichtigen Kern der Fürstlichen Sammlungen und waren gemeinsam mit weiteren Ankäufen des Fürsten in der Ausstellung zu sehen.
Nicht nur durch seinen Kunstsinn leistete Johann Adam Andreas einen Beitrag, der bis heute das Bild der Familie Liechtenstein prägt. Mit den Ankäufen der Reichsherrschaft Schellenberg und der Reichsgrafschaft Vaduz legte er auch den Grundstein für das zukünftige Reichsfürstentum Liechtenstein.
Zahlreiche Bauprojekte zeugen vom standesgemässen Interesse des Fürsten an der Architektur, wie die Wiener Paläste in der Bankgasse und der Rossau eindrucksvoll belegen. Stiche von Salomon Kleiner dokumentieren die ursprüngliche Situation und lassen auch Gebäude wiederauferstehen, die heute verloren sind. So etwa das von Johann Bernhard Fischer von Erlach erbaute Belvedere, das einst im Park des Gartenpalais stand und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch den Neubau an der heutigen Alserbachstrasse ersetzt wurde.
Vor allem das Gartenpalais lässt die Vorliebe des Fürsten für die italienische Formensprache in der Architektur erkennen. Es erinnert an römische Vorbilder, die von den Architekten Domenico Egidio Rossi und später Domenico Martinelli rezipiert und mit dem Bau des Palais in der Wiener Vorstadt realisiert wurden. Das Gebäude selbst ist ein Gesamtkunstwerk, das auch in seinem Inneren entsprechende Wirkung entfaltet. Das namensgebende Deckenfresko im Herkulessaal ist ein Höhepunkt des inhaltlichen Konzepts und versetzt beim Anblick der Taten des Herkules vor der eindrücklichen Illusionsarchitektur heute noch in Staunen.
Bewegen Sie sich interaktiv durch das monumentale Deckenfresko des Festsaales des Gartenpalais Liechtenstein.
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Das grosse Deckenfresko im Festsaal des Gartenpalais Liechtenstein von Andrea Pozzo zeigt die Taten und die Apotheose des antiken Helden Herkules in einer beeindruckenden Scheinarchitektur und verleiht dem Raum bis heute seine Bezeichnung „Herkulessaal“.
Bei der Ausstattung der Wiener Paläste gab Johann Adam Andreas italienischen Künstlern den Vorzug, darunter Bildhauer, Stuckateure und Maler wie Giovanni Giuliani, Santino Bussi und Antonio Bellucci. Die Gemälde mit mythologischen Darstellungen Marcantonio Franceschinis wurden aus Bologna nach Wien geliefert. Sie waren Teil der ursprünglichen Dekoration im Gartenpalais, wo einige von ihnen für die Dauer der Ausstellung gemeinsam in einem Raum präsentiert wurden und ihre Wirkung durch ihre beeindruckende Grösse und farbliche Intensität entfalten konnten. Bronzen von Massimiliano Soldani-Benzi, einem Hofkünstler Cosimo III. de’ Medicis, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen waren, brachten antike Ideen und internationalen Glanz nach Wien.
Hier waren Konkurrenz und Ambition unter sammelnden Persönlichkeiten hoch. Besonders Künstler aus Italien wurden von den adeligen Bauherren und Sammlern umworben. Sie teilten sich in Wien eine grosse Auftraggeberschaft, waren in die bedeutendsten Bau- und Ausstattungsprojekte involviert und blieben häufig über mehrere Monate oder Jahre, manchmal für immer in der Stadt. Dies war nicht zuletzt der gesellschaftlichen und kulturellen Situation in Wien um 1700 geschuldet. Durch dynastische Beziehungen und den Dienst am kaiserlichen Hof gab es traditionell eine grosse italienische Gemeinschaft. Sie entfaltete ihren grössten Einfluss im 17. und 18. Jahrhundert und zog sich durch alle Schichten der Gesellschaft. Die italienische Sprache und Kultur, die „Italianità“, blühte. Sie prägte das Stadtbild und schlug sich nicht zuletzt im Kunstverständnis von Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein nieder.
Die Ausstellung widmete sich in einem eigenen Raum dieser engen Verbindung zwischen Wien und Italien in der Zeit um 1700. Insgesamt 170 Werke aller Gattungen beleuchteten darüber hinaus nicht nur die Persönlichkeit des Fürsten Johann Adam Andreas, seine Errungenschaften und wichtigsten Bauvorhaben innerhalb und ausserhalb Wiens, sondern auch seine individuelle Sammelleidenschaft, deren Schwerpunkt neben der italienischen Kunst auf der flämischen Malerei lag. In dichter Barockhängung konnten Besucherinnen und Besucher diese Fülle in den Räumen der ehemaligen Damenappartements nachvollziehen, während die intime Atmosphäre der Historischen Bibliothek dazu einlud, Pläne, Karten sowie kostbare frühe Porzellane der Wiener Manufaktur Du Paquier zu entdecken. Auch die Grosse Galerie im Piano nobile und der Herkulessaal mit seinem grossartigen Deckenfresko von Andrea Pozzo, waren Teil des Ausstellungsrundgangs.
Zur Sonderausstellung ist ein Katalog in einer deutschen und einer englischen Ausgabe im Umfang von 240 Seiten erschienen (Hirmer Verlag).
Erhältlich auf der Website des Hirmer Verlages und im Buchhandel sowie im Shop der Hofkellerei (zu den Öffnungszeiten Dienstag–Samstag 12–19 Uhr).
38,– EUR (D) / 39,10 EUR (A)
Ebenfalls erhältlich (als deutsche Ausgaben) sind die Ausstellungskataloge zu den Sonderausstellungen 2022 „TREUER FÜRST. Joseph Wenzel I. von Liechtenstein und seine Kunst“ und 2023 „GEGOSSEN FÜR DIE EWIGKEIT. Die Bronzen der Fürsten von Liechtenstein“ (Brandstätter Verlag).
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