Die Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein umfassen Hauptwerke europäischer Kunst aus fünf Jahrhunderten und gehören zu den bedeutendsten Privatsammlungen der Welt. Das eindrucksvoll restaurierte Gartenpalais Liechtenstein mit der Sala terrena, dem Herkulessaal und den ehemaligen Damenappartements, dem weitläufigen Garten sowie den Galerieräumen bietet für die Kunstwerke den idealen Rahmen und vermittelt einen Eindruck der fürstlichen Lebenswelt.

Die Rückkehr dieser Kunstschätze in das historische Ambiente des Palais in der Rossau im Jahr 2004 und deren sorgfältige Präsentation vermitteln in authentischer Weise die Geschichte sowie das Kunstverständnis des Hauses Liechtenstein. Die Idee des Gesamtkunstwerks wird den Besuchern in diesen Räumen durch das Zusammenwirken der barocken Architektur mit der in Teilen noch erhaltenen barocken Ausstattung vermittelt: Die Deckengemälde Antonio Belluccis und Marcantonio Franceschinis, die Fresken von Andrea Pozzo und Johann Michael Rottmayr, die Skulpturen Giovanni Giulianis sowie der Stuck von Santino Bussi treten mit den präsentierten Kunstwerken, die hier in Teilen bereits zwischen 1810 und 1938 zu sehen waren, in einen anschaulichen Dialog.
Der Schwerpunkt der gezeigten Werke, die einen Bogen vom 14. bis zum 18. Jahrhundert spannen, liegt auf dem Barock. Dem Konzept der durch den Berliner Kunsthistoriker Wilhelm von Bode im Auftrag von Fürst Johann II. von Liechtenstein (1840–1929) realisierten historischen Aufstellung entsprechend, werden Gemälde, Skulpturen, Möbel, Tapisserien und Kunstkammerstücke gemeinsam präsentiert und schaffen so jene noble und warme Atmosphäre einer Familiensammlung, die die liechtensteinische Galerie bereits im 19. Jahrhundert von allen anderen abhob und später für andere Privatsammlungen wie die Frick Collection in New York zum Vorbild geworden ist.
Der Rundgang beginnt mit dem Goldenen Wagen im Zentrum der Sala terrena und der Historischen Bibliothek in den ehemaligen Herrenappartements. Die Geschichte der Bibliothek, deren klassizistische Möblierung aus dem heute nicht mehr existenten Majoratshaus in der Herrengasse hierher übertragen worden ist, ist gleichermassen interessant wie jene der über Jahrhunderte gesammelten Bestände an Büchern, die sie beherbergt.

Im Piano nobile des Palais werden Meisterwerke der Sammlungen ausgestellt, das Konzept unterliegt einer Ordnung nach den wichtigsten Schulen und Kunstlandschaften der europäischen Kunstgeschichte, die hier vertreten sind.
Die Werke der ersten Säle reichen von der frühen religiösen italienischen und zentraleuropäischen Tafelmalerei bis zu Porträts, die den weiten Bogen vom Süden in den Norden spannen. In diesem Dialog nehmen auch Skulpturen, Bronzen und Möbel eine zentrale Rolle ein und lassen kunst- und kulturhistorische Zusammenhänge erfahrbar werden.


Das Zentrum des Piano nobile, die Grosse Galerie, beherrscht eine der zentralen Werkgruppen der Sammlungen, der nach dem Concetto des Peter Paul Rubens von ihm und seinen Mitarbeitern realisierte „Decius-Mus-Zyklus". Hier war er erstmals ab 1810 mit der Eröffnung des Gartenpalais als Galeriegebäude für zahlendes Publikum zu besichtigen.
Gemälde, mit denen die Fürstlichen Sammlungen identifiziert werden, wie etwa Peter Paul Rubens’ persönliche Porträts seiner Tochter Clara Serena und seiner Söhne Albert und Nikolaus sowie die „Venus vor dem Spiegel“ oder die Porträts des Anthonis van Dyck, vor allem das Bildnis der Maria de Tassis, vervollständigen das Ensemble dieser und weiterer Galerien.
Von gleichem Rang sind auch die Bronzen dieser Galeriesäle. Hier sollen zwei Werke erwähnt werden, die den Beginn der Auftrags- und Sammeltätigkeit am Beginn des 17. Jahrhunderts belegen: die lebensgrossen Güsse des „Christus im Elend“ von 1607 und des späteren „Heiligen Sebastian“ von Adrian de Fries mit ihrer unberührten Patinierung.
Ein anderer Schwerpunkt liegt auf der italienischen und holländischen Malerei des Barocks im 17. und 18. Jahrhundert, auch diese Kunstlandschaften sind in sich immer wieder ändernden spannenden Konstellationen mit Meisterwerken erlebbar.
Kunsthandwerk und Möbel spielen in der Ausstattung eine bedeutende Rolle. Das sicherlich bedeutendste Stück ist das „Badminton Cabinet" im letzten Saal des Galerierundgangs, die Krönung der ebenfalls seit dem 17. Jahrhundert aufgebauten Sammlung von Pietre dure. Es wurde nach seiner Beauftragung im Jahr 1726 durch Henry Somerset, 3. Duke of Beaufort, in den grossherzoglichen Werkstätten der Medici in Florenz im Jahr 1732 fertiggestellt und konnte 2004 für die Fürstlichen Sammlungen erworben werden. Mit weiteren, in demselben Saal gezeigten Steinschneidearbeiten dokumentiert es die nachhaltige Ankaufspolitik des Fürstenhauses, die Stillleben an den Wänden binden das Werk auf einer anderen Ebene perfekt in seine Entstehungszeit und die Kultur am Höhepunkt des Barocks ein.


War die Präsentation der Sammlungen im 19. Jahrhundert durch ihre dichte Hängung charakterisiert, steht heute nicht die Fülle der ausgestellten Werke im Vordergrund, sondern deren Qualität und Visibilität. Die Galerie lebt von den Geschichten, die die Werke in ihrem Zusammenspiel erzählen können, und von der ständigen Veränderung, die bei aller Kontinuität ebenso stattfindet.
Durch substantielle Neuerwerbungen sowie aus den Depots kommende und restaurierte Objekte auf der einen Seite, Abgänge von Leihgaben, die ersetzt werden müssen, auf der anderen unterliegen die Galerien einem ständigen Wandel, der es immer wieder interessant und lohnenswert macht, das Palais zu besuchen und Altes in neu präsentierten Konstellationen oder sogar Neues, noch nie Gesehenes zu entdecken.

Die permanente Präsentation im Gartenpalais Liechtenstein kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.*
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* Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass der Betrieb der Ausstellungsräume im Gartenpalais und im Stadtpalais Liechtenstein, der Verkauf von Tickets sowie die Abhaltung von Veranstaltungen und Führungen in den beiden Palais durch die Liechtenstein Gruppe AG erfolgt. Der Vertrag über die gebuchte Führung kommt mit der Liechtenstein Gruppe AG zustande.