„Nach dem Todesgebet gab Decius Mus seinen Liktoren den Befehl, sich zu Titus Manlius zu begeben und seinem Amtsgenossen unverzüglich zu melden, dass er sich für das Heer dem Tode geweiht habe. Dann schwang sich der Konsul, gehüllt in die über seine Schulter geschlagene Toga und voll bewaffnet, auf sein Pferd und stürzte sich mitten unter die Feinde.“ Auch wenn Livius den Moment des Abschieds abseits des bereits tobenden Kampfgeschehens schildert, verzichtete Rubens auf den erzählenden Zusammenhang und isolierte die in dem Text beschriebene Szene.
„Nach dem Todesgebet gab Decius Mus seinen Liktoren den Befehl, sich zu Titus Manlius zu begeben und seinem Amtsgenossen unverzüglich zu melden, dass er sich für das Heer dem Tode geweiht habe. Dann schwang sich der Konsul, gehüllt in die über seine Schulter geschlagene Toga und voll bewaffnet, auf sein Pferd und stürzte sich mitten unter die Feinde.“ Auch wenn Livius den Moment des Abschieds abseits des bereits tobenden Kampfgeschehens schildert, verzichtete Rubens auf den erzählenden Zusammenhang und isolierte die in dem Text beschriebene Szene. In der imposanten Gestalt des zur Schlacht gerüsteten Helden orientierte er sich an der römischen Statue des Mars Ultor. Das Original aus dem gleichnamigen Tempel auf dem Forum Augusteum in Rom ist zwar verschollen, doch durch eine römische Kopie in den Kapitolinischen Museen in Rom erhalten. Rubens übernahm in Grundzügen die Form des Kopfes sowie den Typus von Helm und Rüstung. Eindrucksvoll setzt sich die Silhouette des Feldherrn vom Hintergrund ab. Seine Haltung drückt Gegenwart und Zukunft gleichermassen aus: Noch steht er mit seinem linken Bein fest auf dem Boden und schickt die Liktoren mit demonstrativer Geste fort, doch seine rechte Hand fasst bereits sein Pferd und mit seinem rechten Fuss setzt er zum Aufsteigen an. Mit eingezogenen Köpfen fügen sich die Liktoren nur widerwillig in die Anweisung und blicken ein letztes Mal über die Schulter, um von ihrem Konsul Abschied zu nehmen. Sie tragen die Zeichen seiner Amtsgewalt, die so genannten Fasces (um das Richtbeil geschnürte Rutenbündel) mit sich fort. Decius Mus verabschiedet sich also vor seinem letzten Dienst für das römische Volk auch von seinem Amt als Konsul. Zwischen den sich Trennenden wird der Blick auf eine Landschaft frei, in die Rubens in Erinnerung an seinen Italienaufenthalt auch die Ruinen des römischen Tempels der Minerva Medica einfügte.
ZUSTAND UND RESTAURIERUNG
Der textile Bildträger des Gemäldes „Decius Mus sendet die Liktoren aus“ besteht aus fünf vertikal zusammengenähten Gewebebahnen. Das Gemälde wurde bereits Ende des 17. Jahrhunderts doubliert (mit einem Stützgewebe hinterklebt). Ausschlaggebend für die Doublierung waren höchstwahrscheinlich mehrere alte Verletzungen der Leinwand. Untersuchungen zeigten, dass ein durchgehender, vertikal verlaufender Riss die Mitte des Gemäldes durchzieht. Die Doublierleinwand selbst wies ein grosses Loch in der unteren linken Ecke auf, welches durch Mäusefrass verursacht wurde. Auch wenn die Doublierung zum Erhalt des Gemäldes beitrug, hatte diese Konservierungstechnik auch ihre Nachteile. Ein vermutlich hoher Feuchtigkeitseintrag beim Doublierungsprozess führte zur Schrumpfung der originalen Leinwand, was in weiterer Folge Malschichtstauchungen verursachte. Trotz des schollenförmigen Oberflächenreliefs erwiesen sich nur wenige Bereiche tatsächlich als locker. Die Doublierung sowie mehrere Firnisaufträge in der Vergangenheit fixierten die Malschichtschollen. Optisch störend hoben sich nachgedunkelte Übermalungen sowie nicht strukturiere, grosszügige Kittungen, vergilbte und unregelmässige Firnisschichten ab.
Zur Stabilisierung wurde das Loch in der Doublierleinwand mit einer Gewebeintarsie geschlossen. Zum Teil fehlende Spannränder wurden mit angesetzten Leinwandstreifen ergänzt. Mit der Abnahme von Übermalungen konnte verdeckte originale Malschicht freigelegt werden. Nach der Konsolidierung gefährdeter Malschichtbereiche wurden alle Fehlstellen gekittet und anschliessend retuschiert. Die Reduzierung des vergilbten sowie der Auftrag eines frischen Firnisses veränderten die Farbwirkung beträchtlich. Das Erscheinungsbild gewann an Leuchtkraft und Tiefe. Firnisschichten aus gelöstem Naturharz wurden aufgestrichen sowie aufgesprüht.