Im Mai 2022 startete das Forschungs- und Restaurierungsprojekt zum „Decius-Mus-Zyklus“. Im Fokus dieses umfangreichen Projektes stehen die Verbesserung des Erscheinungsbildes, der Erhalt und die weiterführende Erschliessung dieses einzigartigen Kunstwerkes für gegenwärtige und zukünftige Generationen. Die herausfordernde konservatorisch-restauratorische Durchführung wird ergänzend von fachspezifischen Restauratorinnen und Restauratoren aus dem Atelier Walde und dem Atelier Giuliani unterstützt.
Zustand der Gemälde
Der „Decius-Mus-Zyklus“ befindet sich seit 1693 im Besitz des Fürsten von Liechtenstein. Dem sorgsamen Umgang mit den Gemälden ist zu verdanken, dass sich der Zustand des gesamten Zyklus nach dessen Erwerb kaum verändert hat. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts dokumentieren Akteneinträge Bildpflegemassnahmen, welche das Festigen von Malschichten oder das Aufsättigen der Firnisoberflächen umfassen. Darüber hinaus erfolgten im Zuge des letzten Eingriffs im Jahr 1974 Randverstärkungen zur Stabilisierung der Bildträger.
Zwei der Gemälde, „Decius Mus deutet seinen Offizieren den Traum“ und „Der Tod des Decius Mus in der Schlacht“, sind bemerkenswerterweise undoubliert und besitzen hervorragend erhalten gebliebene Malschichtoberflächen. Die Zugänglichkeit dieser Gemälderückseiten erlaubt somit einen einzigartigen Einblick in die ursprüngliche Zusammensetzung der grossformatigen Leinwandbilder. „Der Tod des Decius Mus in der Schlacht“ besteht aus sieben vertikal zusammengenähten Leinwandbahnen, die eine Gesamtlänge von über 5 Metern ergeben.
Die historischen Transportnummern auf den Gemälderückseiten sind Zeugnis dafür, dass die Doublierungen an den restlichen Bildern bereits im 17. Jahrhundert vor deren Erwerb durch Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein durchgeführt worden sind. Diese Gemälde zeigen neben sehr alten mechanischen Schäden auch typische, durch den Doublierungsprozess mit Leimkleister verursachte Schadensbilder. Hierzu zählen verpresste Malschichtpartien sowie eine teilweise Schrumpfung der Originalleinwand, die zu Stauchungen und Haftungsproblemen der Malschichten führten. Auch lokale Delaminationen von Doublierungsleinwand und originaler Leinwand führten zu Deformationen sowie Blasenbildungen.