Die Sammlungen des regierenden Fürsten von und zu Liechtenstein vereinen Hauptwerke der europäischen Kunst aus fünf Jahrhunderten. Die 1607 von Fürst Karl I. von Liechtenstein (1569–1627) bei Adrian de Fries in Auftrag gegebene überlebensgrosse Bronze des „Christus im Elend“, die sich bis heute in fürstlichem Besitz erhalten hat, ist das erste dokumentierte Zeugnis der Betätigung eines Mitglieds des Fürstenhauses als Auftraggeber.
Seither wurde diese Sammeltätigkeit kontinuierlich weiterverfolgt, sodass sich nunmehr über 30.000 Kunstobjekte in den Fürstlichen Sammlungen vereinen, die durch eine aktive Ankaufspolitik bis zum heutigen Tag sinnfällig ergänzt und verdichtet werden.
Ergänzend zum eigenen Bestand bereichern hochkarätige Dauerleihgaben die permanenten Präsentationen im Garten- und Stadtpalais, werden im Rahmen thematischer Ausstellungen der Fürstlichen Sammlungen gezeigt sowie immer wieder als Leihgaben für Ausstellungen bedeutender internationaler Häuser angefragt und zur Verfügung gestellt.
KUNST – ARCHITEKTUR – GESCHICHTE
Die Kontinuität der Sammeltätigkeit über mehrere Jahrhunderte, verbunden mit dem fortwährenden persönlichen Engagement des Fürstenhauses für die Kunst und die Künstler, haben eine einzigartige Kollektion geformt, die sich nicht nur hinsichtlich ihrer Dimension, sondern auch in Bezug auf ihre Qualität von anderen Privatsammlungen und Sammlungen öffentlicher Hand abhebt: Das breite Spektrum der Sammelgebiete, der über Jahrhunderte andauernde Sammlungs- und Erneuerungsprozess sowie der überwiegend ausserordentlich gute Erhaltungszustand der Objekte, oft seit Jahrhunderten Teil des grossen, sorgsam behüteten Schatzes, verleihen der Sammlung ihr Alleinstellungsmerkmal.
Im Kontext von Kunst, Architektur und Geschichte erhalten die Fürstlichen Sammlungen ihre besondere Prägung.
Im Kontext von Kunst, Architektur und Geschichte erhalten sie ihre besondere Prägung: Die Verbindung der Kunstwerke mit der Historie und dem Lebensstil eines der traditionsreichsten Adelshäuser Europas einerseits sowie deren Beziehung zu den im Auftrag des Fürstenhauses geschaffenen Palais und Palästen schafft einen facettenreichen Kosmos, den der Besucher dieser Website entdecken kann.
Schwerpunkte der Sammeltätigkeit
Mit dem grössten Bestand an Gemälden des Peter Paul Rubens in einer Privatsammlung und den Werken Anthonis van Dycks, die bereits ab dem 17. Jahrhundert in fürstlichen Besitz gelangten, bildet die flämische Malerei einen zentralen Fokus. Holländische Landschaften, Genrebilder und Stillleben, italienische Gemälde des 14. bis 18. Jahrhunderts sowie frühe Tafeln der deutschen Malerei sind weitere Schwerpunkte. Die historische Bedeutung der Bronzeplastik für die Sammlungen als einer der Interessenschwerpunkte der Fürsten von Beginn der Sammeltätigkeit bis heute wird durch den umfangreichen Bestand von Werken des frühen 16. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert demonstriert und umfasst Beispiele der bedeutendsten Bildhauer, Bronzegiesser und Produktionszentren Europas.
Mit dem grössten Bestand an Gemälden des Peter Paul Rubens in einer Privatsammlung und den Werken Anthonis van Dycks bildet die flämische Malerei einen zentralen Fokus.
Mit den Pietra-dura-Arbeiten, beginnend mit Objekten, die durch Fürst Karl I. in den Prager Hofwerkstätten in Auftrag gegeben wurden, bis hin zu Werken, die am Höhepunkt der Steinschneidekunst in Florenz entstanden sind, wird in den Fürstlichen Sammlungen das breite Spektrum auch dieser Gattung abgedeckt. Tausende Porzellane, Möbel, Tapisserien, historische Jagdwaffen und Grafiken runden die umfassenden Bestände unterschiedlichster Objektkategorien ab.
Bedeutende Aufträge und Ankaufspolitik
Entscheidend wurde und wird die Sammlung bis heute durch die Interessen des jeweils regierenden Fürsten geprägt. Schon unter Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein (1657–1712), einem leidenschaftlichen Kunstkenner und -sammler, der in kurzer Zeit eine der bedeutendsten Kollektionen flämischer Malerei zusammentrug, wurde die Sammlung 1711 als unveräusserliches Gut zum Fideikommiss erklärt und wird seither von einem Familienoberhaupt dem nächsten überantwortet. Dieser Fideikommiss stellte die Kontinuität der Sammlungen sicher und trug dazu bei, dass wichtige Ankäufe und Auftragswerke auch Jahrhunderte später noch erhalten sind.
Entscheidend wurde und wird die Sammlung bis heute durch die Interessen des jeweils regierenden Fürsten geprägt.
Im Laufe der Geschichte der Fürstlichen Sammlungen wurden immer wieder auch Werke zeitgenössischer Künstler angekauft oder direkt bei diesen beauftragt. Fürst Joseph Wenzel I. von Liechtenstein (1696–1772) trug eine der wichtigsten Sammlungen der venezianischen Vedutenmalerei mit Hauptwerken von Canaletto und Bellotto zusammen. Im 19. Jahrhundert gewähren Aufträge von Fürst Alois II. von Liechtenstein (1796–1858) an Rudolf von Alt, Friedrich von Amerling, Peter Fendi oder Friedrich Gauermann oft auf sehr intime Weise Einblicke in das Leben der Familie und ihre Besitztümer.
Die aktive Ankaufspolitik der letzten Jahre unter Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein (geboren 1945) konnte viele der schmerzhaften Verluste durch notwendige Verkäufe nach dem Zweiten Weltkrieg wieder vergessen machen, die Bestände durch mehr als 1.000 oft spektakuläre Objekte wie das Badminton Cabinet bereichern und – zusammen mit dem historischen Bestand – die Fürstlichen Sammlungen auf eine neue Ebene heben.
Die Präsentation der Fürstlichen Sammlungen
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fürstlichen Sammlungen betreiben die Erhaltung, Pflege, wissenschaftliche Bearbeitung und Logistik der Objekte. Die durch eigene Restaurierwerkstätten in Vaduz und in Wien betreuten Kunstwerke können in den permanenten Präsentationen der beiden Wiener Palais oder immer wieder in monografischen Ausstellungen sowie als Leihgaben in Museen und Ausstellungshäusern des In- und Auslands besichtigt werden.
Seit 2022 wird jedes Frühjahr im Gartenpalais in der Rossau eine thematisch wechselnde Sonderausstellung gezeigt. Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt zugänglich oder kann im Rahmen von Führungen besucht werden. Gemeinsam mit der „Sommer Rhapsodie“ im Garten des Palais sollen im Sinne des Gedankens der Philanthropie die historische Rolle der Familie in Bezug auf Kunst und Kultur und deren gegenwärtiges Engagement verstärkt in den Mittelpunkt gerückt werden.