Hartmann II. von Liechtenstein
1544–1585

Unbekannter Meister, Porträt des Hartmann II. von Liechtenstein (1544–1585), 1593

Nachfolger
Fürst Karl I. von LiechtensteinHartmann II. von Liechtenstein, der selbst noch dem Freiherrenstand angehörte, war der Vater der Brüder Karl, Gundaker und Maximilian, die nacheinander in den erblichen Fürstenstand erhoben wurden. Hartmann II. hinterliess eine kleine Sammlung von Gemälden und 230 Büchern.
Hartmann II. wurde im Jahr 1544 als Sohn von Georg Hartmann I. (1513–1562) und seiner Gattin Susanna von Liechtenstein geboren. Am 28. Oktober 1568 heiratete er Gräfin Anna Maria von Ortenburg (1547–1601). Das Paar hatte neun Kinder, darunter Karl I., das erste Mitglied der Familie, das in den Fürstenstand erhoben wurde.
In einem vom ehemaligen Sammlungsdirektor Gustav Wilhelm (1908–1995) erwähnten Schatzkammerinventar vom Anfang des 17. Jahrhunderts kann man bereits Preziosen im Besitz Hartmanns II. nachweisen. Neben Tapisserien werden dort auch Gemälde erwähnt, darunter eine Reihe von Ahnenporträts.
Das bedeutendste unter den Bildnissen aus dem Besitz Hartmanns II. ist das Porträt des Ladislaus von Fraunberg, Graf zu Haag.
Anna Maria von Ortenburg, die Nichte des Grafen Ladislaus von Fraunberg (1505–1566), brachte mehrere Bildnisse der Grafen von Haag und der Grafen von Ortenburg in die Ehe mit. Das bedeutendste unter diesen Gemälden ist das „Porträt des Ladislaus von Fraunberg, Graf zu Haag (1505–1566)“. Ladislaus liess sich in diesem Werk 1557 von Hans Mielich (1516–1573) mit seinem Leoparden vor seinem verschneiten Schloss abbilden. Das monumentale Gemälde erinnert deutlich an Jakob Seiseneggers (1505–1567) ganzfiguriges Porträt Kaiser Karls V. von 1532. Auch Ladislaus’ Vater Leonhard und sein Grossvater Sigmund von Fraunberg liessen sich von bekannten Künstlern festhalten, der eine von Hans Suess von Kulmbach (um 1480–1522), der andere von Hans Holbein dem Älteren (um 1465–1524).
Zeugen vergangener Zeiten
Die drei Bildnisse gehören nicht nur zu den besten Schöpfungen der deutschen Porträtmalerei ihrer Zeit, sondern sie rufen auch das Schicksal eines Menschen und mit ihm einer ganzen Dynastie in Erinnerung. Bewegend ist die Geschichte des Ladislaus von Fraunberg, die nicht von Glück erfüllt war. Im Februar 1525 zog dieser 20-jährig für Kaiser Karl V. in die Schlacht von Pavia. Danach wechselte er jedoch die Seite und trat in den Dienst König Franz’ I. von Frankreich. Zur Strafe zog der Kaiser die Hälfte seiner Grafschaft ein, die Ladislaus nach seiner Rückkehr 1529 gegen eine hohe Summe zurückkaufen musste. In zweiter Ehe heiratete der Graf 1555 die Nichte des Herzogs von Ferrara, Emilia Roverella de Piis et Carpi. Die Brautmutter versteckte jedoch ihre Tochter vor dem Bräutigam in einem Kloster und behielt auch die Mitgift. Ladislaus musste sich für eine hohe Summe aus dem Ehevertrag freikaufen.
Die drei Bildnisse der Grafen zu Haag gehören nicht nur zu den besten Schöpfungen der deutschen Porträtmalerei ihrer Zeit, sondern sie rufen auch das Schicksal eines Menschen und mit ihm einer ganzen Dynastie in Erinnerung.
Gedemütigt aus Italien heimgekehrt, umwarb der Graf im Sommer 1557 Margarethe von Trenbach, die er jedoch nicht heiraten konnte, weil der Papst die Ehe mit der italienischen Prinzessin nicht auflösen wollte. Ein aus der Liaison mit Margarethe hervorgegangenes Kind war deshalb nicht legitim und ohne Ansprüche auf die Grafschaft. Nach all diesen Schicksalsschlägen war damit das Aussterben seines Geschlechts besiegelt.
SCHÄTZE IN PERGAMENT
Hartmann II. von Liechtenstein war ein Liebhaber von Büchern. Die Fürstliche Bibliothek verwahrt noch heute einige Bücher, die nicht nur wegen ihres Inhalts, sondern auch wegen ihrer Einbände von grossem Interesse sind. Die reich geprägten, teilvergoldeten Pergamenteinbände, die das Monogramm Hartmanns („H.H.V.L.V.N.“ = Herr Hartmann von Liechtenstein von Nikolsburg) und die Jahreszahl 1577 oder 1578 tragen, sind Zeichen der Wertschätzung, welche er seinen Büchern entgegenbrachte. Bücher waren damals ausserordentlich kostbar.
Mit den von ihm erworbenen Kostbarkeiten legte Hartmann II. den Grundstein für die Sammeltätigkeit, die seine drei Söhne, Karl, Maximilian und Gundaker, nach seinem Tod weiterführten.
Nur schwer können wir den ungeheuren Wert dieser nach heutigen Massstäben bescheidenen Anzahl an Bänden bemessen. Der breit gefächerte Inhalt der Bücher aus seinem Besitz beweist, wie weit gesteckt die Interessensgebiete Hartmanns II. waren.
Mit den von ihm erworbenen Kostbarkeiten legte er den Grundstein für die Sammeltätigkeit, die seine drei Söhne, Karl, Maximilian und Gundaker, nach seinem Tod in Eisgrub (Lednice) im Oktober 1585 weiterführten. Sie sollten im Zuge ihrer politischen Karrieren die erbliche Fürsten- und Herzogswürde erlangen, die sich über die Linie Gundakers (1580–1658) bis auf den heutigen Tag in der Familie fortsetzt.
