Vorgänger
Fürst Alois I. von LiechtensteinNachfolger
Fürst Alois II. von LiechtensteinFürst Johann I. von Liechtenstein bewährte sich in den Koalitionskriegen gegen das revolutionäre Frankreich ebenso wie in den Napoleonischen Kriegen. Seine Fähigkeiten trugen ihm den Respekt Napoleons ein. Dieser nahm das Fürstentum Liechtenstein daher auch in den auf seine Initiative 1806 gegründeten Rheinbund auf. Die dadurch erlangte Souveränität wurde auf dem Wiener Kongress 1815 bestätigt. Ab 1807 übersiedelte Johann I. die fürstliche Gemäldegalerie in das Gartenpalais in der Rossau, 1811 vollendete er den Landschaftsgarten in Eisgrub (Lednice) und Feldsberg (Valtice) und um die 1807 zurückgekaufte Burg Liechtenstein als Fokus schuf er einen weiteren weitläufigen Landschaftsgarten.
Johann I. wurde am 27. Juni 1760 als jüngerer Sohn von Franz Josef I. und seiner Gattin Leopoldine in Wien geboren. Am 12. April 1792 heiratete er Landgräfin Josepha Sophie zu Fürstenberg-Weitra (1776–1848), mit der er 13 Kinder hatte, darunter seinen Nachfolger Alois II. Johann I. starb am 20. April 1836 in Wien.
MILITÄRISCHE ERFOLGE
Im Alter von 22 Jahren begann Johann I. seine militärische Laufbahn als Leutnant der kaiserlichen Armee. Er wurde rasch befördert und nahm bereits acht Jahre später im Rang eines Obersten am Zweiten Russisch-Österreichischen Türkenkrieg (1787–1792) teil. Während der Napoleonischen Kriege bewährte er sich zunächst in den Jahren 1792 bis 1794 in den Niederlanden und nahm 1796/97 im Rang eines Generalmajors an den Kampfhandlungen in Deutschland teil.
Der ritterlichen Wertschätzung Napoleons für die Leistungen Johanns I. war es zuzuschreiben, dass das Fürstentum Liechtenstein ohne seine offizielle Zustimmung 1806 Aufnahme in den Rheinbund fand und damit die volle Souveränität erlangte.
Seine militärischen Aktionen waren gekennzeichnet durch Entschlusskraft, Wagemut und Tapferkeit. Die zeitgenössischen Berichte überboten sich in ihrer Begeisterung über die militärischen Leistungen des Fürsten, der schon bald als einer der fähigsten Gegenspieler Napoleons eingeschätzt wurde. Im Juni 1799 nahm er an der für die österreichisch-russische Koalition siegreichen Schlacht an der Trebbia teil, 1799 verteidigte er die Festung Cuneo, deren Fall er freilich nicht verhindern konnte. 1800 stand der in der Zwischenzeit zum Feldmarschallleutnant aufgerückte Fürst wieder in Österreich an der Front. So wenig erfolgreich die Kämpfe gegen Napoleon aus habsburgischer Sicht auch verliefen, gaben sie Johann I. dennoch die Gelegenheit, sich mehrmals auszuzeichnen. In Anerkennung seiner vielfältigen Verdienste wurde er 1801 mit der höchsten militärischen Auszeichnung des Kaiserhauses, dem Grosskreuz des militärischen Maria-Theresien-Ordens, geehrt.
Der ritterlichen Wertschätzung Napoleons für die Leistungen Johanns I. war es zuzuschreiben, dass das Fürstentum Liechtenstein ohne seine offizielle Zustimmung 1806 Aufnahme in den Rheinbund fand und damit die volle Souveränität erlangte. Den Vertragsbedingungen entsprechend gab Johann I. die Regierung des kleinen Landes am Rhein bis 1813 formell an seinen jüngsten, noch unmündigen Sohn Karl Johann ab. Zwei Jahre später trat er dem während des Wiener Kongresses gegründeten Deutschen Bund bei. Der Fürst nahm auch am Verhandlungstisch starken Einfluss auf die Geschicke Österreichs. Er zeichnete im Jahr 1805 an massgeblicher Stelle verantwortlich für das Zustandekommen des relativ günstigen Friedens von Pressburg (Bratislava) nach der Schlacht bei Austerlitz (Slavkov u Brna) und führte, allerdings weniger erfolgreich, auch die Verhandlungen, die nach der katastrophalen Niederlage der österreichischen Armee in der Schlacht bei Wagram (1809) zum Frieden von Schönbrunn führten. Im Jahre 1810 beendete er seine militärische Karriere im Rang eines Feldmarschalls.
WEITERFÜHRUNG UND NEUBEGINN
Johann I. widmete sich fortan wie zuvor sein Bruder Alois I. anderen Interessen: dem Ausbau der Land- und Forstwirtschaft sowie der Kunst. Schon in Loosdorf, jenem Gut, das er als Abfindung erhalten hatte, als sein Bruder Alois I. das Majorat angetreten hatte, versuchte er, einen Musterbetrieb einzurichten und die Landschaft nach neuen Grundsätzen zu formen. Dieses Werk konnte er in anderer Gestalt und Dimension weiterführen, nachdem er 1805 das Majorat im Haus Liechtenstein selbst übernommen hatte. Nahtlos schloss Johann I. an das von seinem Bruder Geschaffene an. Er vollendete nicht nur den Landschaftsgarten zwischen Eisgrub (Lednice) und Feldsberg (Valtice), sondern erwarb noch viele andere Grundherrschaften, die er mit oft enormem Aufwand gleichsam zu Paradiesen umgestaltete.
Dazu zählte vor allem die Region um die Stammburg der Familie Liechtenstein auf der Rückseite des Kalenderberges in Maria Enzersdorf. Ungefähr fünf Jahrhunderte, nachdem die Familie sie im Erbweg verloren hatte, konnte er sie wieder erwerben. Rund um die Burg formte er eine künstliche mediterrane Landschaft durch Föhrenpflanzungen, die jahrelang am Leben erhalten werden mussten, indem man ihnen Erde zuführte und sie goss.
Plan zur Umleitung der Thaya nördlich des Türkischen Turmes im Park des Schlosses Eisgrub (Lednice)
1808
Joseph Lieska
Ansicht der Burg Liechtenstein als Ruine
1812
Johann Adam Klein (1792–1875)
Verleger: Artaria & Co, Wien (1770–1932)
Aufriss und Schnitt der Pyramide auf dem Anninger bei Mödling
1811
Joseph Hardtmuth (1758–1816)
Amphitheater am Kalenderberg, aus: Wiens vorzüglichste Gebäude und Monumente, Bd. II: Umgebungen
Wien, um 1825/30
Tranquillo Maria Laurentio Mollo (1767–1837)
Fünf Jahrhunderte, nachdem die Familie sie im Erbweg verloren hatte, konnte Johann I. die Stammburg der Familie in Maria Enzersdorf wieder erwerben.
Auch die unter Alois I. so intensiv betriebene Bautätigkeit wurde hier fortgesetzt. Es entstanden der Husarentempel als weit in die Landschaft blickende Landmarke und viele weitere Architekturen in den Föhrenbergen. Einen ähnlichen Landschaftspark errichtete Johann I. an der Donau westlich von Wien um Greifenstein in Hadersfeld. Auch hier wurde die Idee einer mediterran gestalteten Landschaft zum Leitbild.
DIE SAMMLUNGEN ÖFFNEN SICH DEM PUBLIKUM
Das Werk seines Bruders führte Johann I. auch im Bereich der Fürstlichen Sammlungen weiter. Sicherlich hatte sich schon Alois I. mit dem Gedanken getragen, die Bildergalerie im Gartenpalais in der Rossau zusammenzuführen. Noch in seinen letzten Lebensjahren hatte er die Bilder verschiedenster Besitzungen, darunter auch aus dem Gartenpalais, in das Majoratshaus in der Bankgasse transferiert. In den 1790er-Jahren begann der fürstliche Baudirektor Joseph Hardtmuth (1758–1816) damit, das Gartenpalais für eine museale Nutzung vorzubereiten.
Er liess in den Galeriesälen die meisten Fenster schliessen, ebenso die ursprünglich offene Verbindung zwischen Herkulessaal und der dahinterliegenden Grossen Galerie, um mehr Hängefläche für die Gemälde zu erhalten. Zwischen 1807 und 1810 wurde schliesslich die Galerie aus der Bankgasse in die Rossau übersiedelt, und das so geschaffene „Museum“ konnte 1810 dem Publikum gegen Bezahlung eines Eintritts mit regelmässigen Öffnungszeiten übergeben werden. In der Galerie wurden die Bilder nicht nach Schulen, sondern nach ästhetischen Grundsätzen, streng symmetrisch und sehr dicht gehängt, wie die Hängepläne von Joseph Bauer von 1815 veranschaulichen.
Partie aus dem Fürstl. Liechtensteinischen gedekten Wintergarten in Wien
1832
Franz Wolf (1795–1859)
Systematisch wurde darüber hinaus die Umwandlung des an das Palais im Norden anschliessenden Parks in einen Landschaftsgarten fortgeführt. Dort bot das Belvedere Johann Bernhard Fischers von Erlach (1656–1723) aus der Entstehungszeit des Gartenpalais unter Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein mit Grotten und den immer wieder erweiterten Glashäusern eine zusätzliche Attraktion.
Die Galerie wurde 1810 dem Publikum gegen Bezahlung eines Eintritts mit regelmässigen Öffnungszeiten zugänglich gemacht.
Die Folge der Übersiedlung der Galerie und des Transfers der Deckengemälde von Antonio Bellucci, die ein wichtiger Teil der barocken Originalausstattung des Majoratshauses in der Bankgasse gewesen waren, in das Gartenpalais in der Rossau war die völlige Devastierung des Stadtpalais, das in der Zeit in Teilen vermietet wurde. Schon während der Regentschaft Johanns I. wurden Pläne eines kompletten klassizistischen Umbaus des Majoratshauses gewälzt, die die Überdeckung des Hofes mit einem gewaltigen Kuppelbau als „Pantheon“ der Familie Liechtenstein und bauliches Zentrum des neuen Konzepts vorgesehen hätten, jedoch nicht realisiert wurden.
VON ALTEN MEISTERN UND ZEITZEUGNISSEN
Beim Regierungsantritt des Fürsten umfasste die Galerie 840 Bilder, bei seinem Tod waren es 1.613, also fast doppelt so viele. Johann I. erwarb aus allen wesentlichen Epochen Hauptwerke, die bis heute zum Bestand gehören, aber er war auch als Auftraggeber für zeitgenössische Künstler von Bedeutung.
Zu ersteren zählen Namen wie Sellaio, Garofalo, Raffael, Solari, Pieter Brueghel der Jüngere, Rubens, Pagani oder Ricci, zu den Zeitgenossen Meister wie Lampi, Füger, Krafft, Rebell, Petter oder Runk. Unter den Alten Meistern stechen Raffaels „Porträt eines Mannes“ oder Sebastiano Riccis „Raub der Sabinerinnen“ und „Der Kampf der Römer gegen die Sabiner“ heraus, aber auch der holländischen Malerei hat er zu ihrer besonderen Stellung in den Fürstlichen Sammlungen verholfen.
Johann I. erwarb aus allen wesentlichen Epochen Hauptwerke, die bis heute zum Bestand gehören, aber er war auch als Auftraggeber für zeitgenössische Künstler von Bedeutung.
Von Johann Baptist Lampi (1751–1830) stammt ein überzeugendes Porträt des Fürsten, das ihn aufmerksam aus dem Bild blickend in der Uniform eines österreichischen Feldmarschalls zeigt.
Porträt der Prinzen Franz de Paula (1802–1887) und Karl Johann (1803–1871) von Liechtenstein, Söhne des Fürsten Johann I.
um 1815/20
Heinrich Friedrich Füger (1751–1818)
Porträt der Prinzessinnen Sophie (1798–1869) und Marie (1800–1884) von Liechtenstein, Töchter des Fürsten Johann I.
um 1820
Heinrich Friedrich Füger (1751–1818)
Erzherzog Karl mit seinem Stab in der Schlacht bei Aspern (1809)
1820
Johann Peter Krafft (1780–1856)
Heinrich Friedrich Füger (1751–1818) malte die heranwachsenden Kinder des Fürsten, wie sie mit Vögeln spielen oder sich mit den Grafiken der Sammlung beschäftigen. Johann Peter Krafft (1780–1856) hielt das grösste militärische Ereignis im Leben des Fürsten, die für Österreich siegreiche Schlacht bei Aspern gegen Napoleon Bonaparte im Mai 1809, für das Invalidenhaus in einer monumentalen und für den Fürsten in einer kleinen Fassung fest. Ferdinand Runk (1764–1834) wurde 1815 mit der Dokumentation aller fürstlichen Besitzungen in feinen Gouachen betraut, die uns noch heute über längst verschwundene Bauwerke informieren, uns aber auch das pittoreske Leben auf den fürstlichen Besitzungen vor Augen führen.
OBJEKTE DER FÜRSTLICHEN SAMMLUNGEN erworben durch