Instruction, wie die Gebäuder zu führen, welche Fürst Carl Eusebius pro Directione nachkommenden Regierern des Haußes Liechtenstein aigenhändig geschribener hinterlassen
Author:
Prince Karl Eusebius I von Liechtenstein (1611–1684)
Writer:
Anonymous Master
c. 1750
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Whether with regard to architecture, paintings, sculptures or works of goldsmithery, whether dealing with garden design or horse-breeding, Karl Eusebius constantly considered himself a servant of the beautiful.
In the ‘Werk von der Architektur’, in which he also deals with other fields of art – he describes his particular relationship to sculpture as follows, that it was ‘a beautiful and necessary curiosity’ to have statues in his ‘galleria’. However, it was difficult to acquire them, as they had to be ‘nothing but antiquities’, that is to say, ancient pieces by the finest masters, especially from amongst the Greeks, who had surpassed all others in sculpture and still remained unparalleled. As a result, one had firstly to have good sculptors make plaster casts of the original works and then have these ‘cast in metal’, for these were ‘the most excellent’.
Sculpture was ‘more perfect’ than painting, for not only did the sculptor have to be able to draw just as well as the painter but his works were much more difficult to bring to completion. While the painter only had to ‘make’ one side, the painting only being looked at from one side, the statue had to be viewed from all angles. While the painter could change his work at any time, the sculptor could not, because once material had been hewn off, the sculptor could not put it back on again. On this account, statues deserved to be held in the highest esteem, for which reason all ‘curiosi’ filled their galleries and also their gardens with such works.
- Material/technique
- Unbound manuscript (copy of the original text), 148 folia, ink on paper
- Measurements
- 36.0 × 24.0 cm (closed), 36 × 49 cm (open)
- Artists/makers/authors
- Author: Prince Karl Eusebius I von Liechtenstein
- Writer: Anonymous Master
- Inventory number
- FA 502.2
- Provenance
- Owned by the Princes von und zu Liechtenstein since its creation in the 18th century
(fol. 1r bis fol. 4r): Wir haben in Unserem letzten Willen unserer Gebeu Meldung gethan, das nicht allein die schon vorhandene sollen erhalten werden, sondern die auch, so wir willens gewesen anzuheben und darüber die verfertigte Abriß hinterlassen wurden, sollen unfehlbahr außgebauet seyn, als haben wir nicht unbillich, in einen dergleichen vornehmen Werckh ein Information hinterlassen sollen, wie sie auch ihre aigene künfftige, so sie ausser der unsrigen führen wollten, zu ordinieren und dirigiren wissen sollen, auf daß hiervon die geziemende Ehr, Lob und Ruhm erfolge und ein unsterblicher Nahmen der Posterität des Structoris verbleibe, dann dieses ist die eintzige und höchste Ursach der vornehmen und stattlichen Gebeu der unsterbliche Nahmen und Ruhm und ewige Gedächtnuß, so von dem Structore hinterlassen wirdt, dieses ist, was alle hierzu angetrieben, die alten Römer und alle Nationen, also, daß die vornehmen Gebeude inter miracula mundi gezehlet werden, dann nichts Prächtigeres und Vornehmeres, auch Schöneres kann gemachet und hinterlassen werden als die vornehmen Gebeude, welches uns die alten römischen Structuren erweyßen und alldorten noch überbliebene auch egiptische anzeugen, so noch auch die jetzige Römer und gantz Welschland antreibet, in solchen ferneres forthzufahren und zu excelliren und dergleichen grosse (fol. 2 v) Monumenta und vortrefflichste unsterblichste Gedächtnuß nach ihnen aller Posterität zu hinterlassen, zu einen unsterblichen Lob und ewigen Nahmen, massen die Kirchen zu Rom des heiligen Petri und andere zu höchsten Ruhm denen Structoribus auf ewig gedeuen, also, daß bald kein Pabst ist, dessen Regirung sich auch nur in etwas weniges erstrecket, daß er nicht sollte was dergleichen memorabilis structura hinterlassen, so sie ihnen vor ein absondere grosse Ehr und Ruhm schätzen, ein stattliches Structur-Werckh hinterlassen zu haben, zu einer lewendigen und sichtbahren Histori seiner und Gedächtnuß vor der gantzen Weldt und allen dahin kommenden Fremden, so dieses Werckh, wo es anderstwo nicht bekandt war, in ihren Zurückhreyß nach Hauß und transeundo alibi verkündigen und mit höchstem Lob aussprechen, deswegen dann Welschland vor allen Ländern der Weldt dieses Lob hat, vor allen Ländern Europae in denen dergleichen vornehmsten stättlichsten Structuren zu excelliren und alle zu übertreffen, welches machet, das alle nachkommende vornehme Persohnen Italiae dergleichen vornehmste Structuren höchst schätzen und lieben, ihren Vorfahrern mit höchster und mehrerer Perfection nachfolgen und imitiren, keine spesa anschauend, nur dergleichen unsterbliche Lob, Nahmen und ewige Gedächtnuß zuerhalten und zu hinterlassen wie die uhralten Römer und Griechen gethan, von welchen die Perfection und die Regl der (fol. 3 r) wahren Architectur herrühren soll, so destwegen ausser ihrer anderer Thaten unsterblich mit ihren Nahmen worden durch die höhst vornehmste und statlichste Werkh, so sie hinterlassen haben, so noch der gantzen Weldt zur Verwunderung dienet, ihnen aber zu ewigen und unaufherlichen Lob ihrer Gedächtnuß, dann der Nahmen und Inscription ist da und verbleibet ewig, unaufherlich, so lang die Weldt stehet, und diese irdische Sachen gesehen werden können, hierumben diese vornehmste alte Werckh inter miracula mundi gerechnet werden, als die scheinbahristen und vornehmsten sichtbahrlichen Werkh, so der menschliche Verstand üben, extrairen und aufrichten lassen kann, und vor der Menschen Augen stellen, dann alle der Menschen Thaten seynd nur zweyerley, sichtbahre und unsichtbahre, deren theils nach des Menschen Todt vergehen, als die unsichtbahre, so sie nicht in die Historien kommen, die wenigsten aber kommen in die Historien als nur der allervornehmsten Häupter und Monarchen dieser Welt und etlicher anderer, so das Glück getroffen, daß die Historici von ihnen Meldung gethan, jedoch zum öffteren nur obiter und schlecht etwas wenig von ihnen, denen wenigsten Particularen widerfahrt es, ob sie auch gleich Leuth sein Laude (fol. 3 v) digni, daß sie darein kommen, dan niemand will es gebühren, von sich selbst ein Historiam schreiben zu lassen, so einer Hofardt zuzumessen und nur dieses das Proprium der höchsten Häupter ist, der Historien theilhafft zu werden, nun und also hat es mit denen unsichtbahren Thaten vor ein Beschaffenheit, die sichtbahren aber, so auß dergleichen vornehmsten Structuren entspriessen und bestehen, die zeugen sich selbst allen an ohne Histori und Beschreibung und seynd das sichtbahre lebendige Zeichen und Gedächtnuß, dann sie den wahren Nahmen des Structoris führen und tragen und verkündigen allen, daß vor so viellen hundert Jahren ein dergleichen Vornehmer und Mächtiger in diesen und jenen Geschlecht gewesen, so durch seinen hohen und tiefsinnigen Verstand und gehabte grosse Macht der Reichthum dieses vornehmste Werkh und Structur hat inventiret, dirigiret und durch seine Reichthumen hat verfertigen lassen, so nicht wenigen praeconii, dan die Macht der Reichthumben wirdt auf dieser Weldt geschätzet, die Kunst und Wissenschafft aber der Structur auch eußerist zu schätzen und mehrers als die Macht der Reichthumen, dann diese Wissenschafft altioris indaginis und es gar wenig recht, wie es sein soll, besitzen, auch gar so von der Profession der Architectur selber es nicht allen recht beywohnet, sondern es in der (fol. 4 r) Wahrheit zu achten, pro gratia gratis data, dann wie unzehlbahr seynd, so sich darauf begeben und der Profession worden, dennoch zum wenigsten reusiren und die gröste Fehler und Unformlichkeiten begehen, also, daß ihre führende oder verfertigte Gebeu nichts nutz seyn worden, ...
Abschnitt über die Statuen (fol. 136v bis fol. 137r)
... Jetzt folget die Erkandtnuß der Statuen und Bilder, so auch ein schöne und nothwendige Curiosität ist zu wissen und dergleichen in seiner Galleria zu haben, indeme von Rechts wegen jeder curioser Fürst oder Herr ein besondere Galleria haben soll auf die Statuen, daß also in einer die Gemähl, in der anderen die Statuen sein, dieses aber ist höchst schwer und schier unmöglich zu haben und zu erlangen, besonders in Teutschland, indeme zu dergleichen Werkh von Rechts wegen nur lauther Antiquitäten sein sollen, das ist uhralte Stuck von denen gewesten vornehmsten alten Meystern als denen Kriechen, so in der Sculptur alle übertroffen haben und höchst geschätzet worden, und noch geachtet sein und werden, dergleichen aber wo in Deutschland zu bekommen schier munderst, dann diese Leuth niemahls Teutschland bewohnet haben, und ihr Arbeith da hinterlassen, sondern nur Rom und etliche Orth Italiae solche überkommen und zwar in der Meng. Wie wollen und können sie aber hierauß zu uns gebracht werden? Schwärlich oder gar niemahls, dann sie seind von lauther weysen Marbl und also schwer auf der Ax, sie zu führen bald unmöglich wegen der Schwäre und Weithe des Weegs und Zerbrechung und Verterbung selbiger.
Wier haben keine Mehr (Anm.: Meere) als wie andere Länder, durch welches Mitl sie alle dergleichen Sachen haben können, dan kein Last ist dem Meer zu schwär und alles durch solches zu haben, da kein Schiffbruch entstehet. Wie ist ihme dann zu thun, daß man Statuen haben könne, alldieweilen die Sculptur ein schönes Werkh und schier perfecter als die Mahlerey, in der Kunst zwar einig, dann der Bildhauer muß wissen und können den Abryß, so da ist das Reyßen oder das Zeichnen wie der Mahler, auch muß inventiren können und also ein Kunst ist, in Außmachen aber und in der Arbeith schwerer, dann der Mahler machte nur ein Seithen, es seye und welche es will, indeme das Gemahl nur von einer Seith gesehen wirdt, ein Statua aber von allen und also mehrere Mühe in Außmachen, der Mahler kann sein Arbeith ändern und corrigiren, der Bildhauer aber nicht, dann was schon wekh gehauen, nimmer zuzusetzen und zu ändern, also daß schier der Bildhauer das Prae erhalten wil und behutsamer und genauer procediren muß, dahero die Statuen wohl werth sein, sehr geschätzet und verlanget zu werden, massen dann alle Curiosi sie sehr schätzen thun und solche verlangen und ihre Gallerien auch Garthen darmit anfüllen. Dieweilen aber wier die Antiquen wie gemeldt nicht haben können, so missen wier uns befleissen, andere zu haben, und obgleich solche nicht von Marbl, da sie nur sehr guth sein nach der Kunst und den Natural, so verschlaget nicht zu viell die Materi, besonders da sie von Metall währen sie genungsamb vornehm. Das meiste aber ist nur zu thun wegen des Künstlers selbst, als des Bildhauers, daß man ein sehr gutten finde, so vortrefflich in seiner Kunst und Arbeith, ...
Ausst.-Kat. Liechtenstein. Die Fürstlichen Sammlungen, Regula Berger, Matthias Frehner und Rainer Lawicki (Hg.), Kunstmuseum, Bern 12.11.2016–19.3.2017, erschienen München 2016, S. 324, Kat.-Nr. 188
Ausst.-Kat. Gegossen für die Ewigkeit. Die Bronzen der Fürsten von Liechtenstein. Eine Ausstellung in der Reihe MÄRZ IM PALAIS im Gartenpalais Liechtenstein, Alexandra Hanzl, Johann Kräftner, Katharina Leithner, Arthur Stögmann, Johann Kräftner (Hg.), Gartenpalais Liechtenstein, Wien 1.–31.3.2023, erschienen Wien 2023, S. 338–339, Kat.-Nr. 189